”Keinen Meter den Privatisierungen!” – BekennerInnenschreiben von der Gruppe „StadtpiratIn“

Dokumentation – Der tacheles wurde das folgende Schreiben zugeschickt:

In der Nacht zum 13. Oktober haben wir ca. 110 Poster mit zwanzig verschiedenen Texten gegen die Zerstörung des Mühlenplatzes im Stadtzentrum plakatiert.

Seit geraumer Zeit müssen wir die ersten Umbaumaßnahmen im Bereich Mühlenplatz/Konrad-Adenauer-Straße/Mummstraße beobachten. Die ersten von 79 Bäumen im Bereich Mummstraße sind bereits gefallen und es ist alles vorbereitet, um das ”Große-Baum-Schlachten” auf dem Mühlenplatz fortzusetzen. Doch die Bäume werden nur die Ersten sein, die aus der Innenstadt verdrängt werden. Folgen werden Schachspieler, die selbst zur kalten Jahreszeit unerschrocken ihre Figuren zogen und steht’s eine Schar neugieriger und schachinteressierter Passant-Innen um sich herum versammelten; Jugendliche, die hier einen Platz fanden ungestört Streetball zu spielen, junge und alte Menschen, Obdachlose und Junkies, welche sich hier täglich trafen, weil es sonst keinen anderen Ort für sie gab/gibt, von dem sie nicht vertrieben wurden. Unerwähnt bleiben dürfen nicht die vielen, insbesondere politischen Veranstaltungen, die hier im Zentrum der Stadt, durchgeführt werden konnten und für die Zukunft ins Abseits des städtischen Treibens verbannt werden.

Wir wollen uns jedoch auch nicht dazu verleiten lassen, den Mühlenplatz als den schönsten und attraktivsten Ort von ganz Solingen darzustellen. Wir sind auch der Meinung, daß eine Umgestaltung des Mühlenplatzes notwendig gewesen wäre, aber wieso muß es gerade ein Konsumtempel sein, der die Stadt bereichern soll?

  1. Ein Projekt, wie das der ”Clemens-Galerien”, führt zwangsläufig zu Verödung der Innenstadt (Leute, guckt Euch doch mal Remscheid; Wilhelmshaven und, und, und, an)
  2. Solinger Einzelhänd-lerInnen, Kinobetreiber können auf Dauer ihre bisherigen Läden dicht machen
  3. Wo bleibt Raum für Bäume, Spielplätze, Parkbänke, Schachspielen, Veranstaltungen etc.?

Aber was uns am meisten sauer macht: Wieder einmal hat die (Städtische)-Politik unter Beweis gestellt, daß sie in entscheidenden Fragen einem fatalen Konsens folgt. Ob Schwarz, ob Grün, alle waren sich letztendlich einig über das Mammutprojekt. Kritische Stimmen aus der Bevölkerung (und die gab und gibt es zur genüge) wurden einfach ignoriert, wie es sich eben für anständige PolitikerInnen gehört, die ja eh immer wissen, was für die Bevölkerung das ‘Beste’ ist. Nicht zuletzt hat das ”Solinger Tageblatt” mit seiner ‘Pro Solingen’-Manier und der einseitigen Berichterstattung dazu beigetragen, die Kapitalisierung und Privatisierung des öffentlichen Raums voranzutreiben.

Und, – gab es da nicht noch irgendwelche Ideen zur Gestaltung des Mühlenplatzes, die mit dem Bau eines Konsumtempel nichts im entferntesten zu tun haben? Kultur- und Erholungspark? Spielflächen? Ein kleiner Teich? Wiesen? Bäume?..– Aber diese Ideen zählen offensichtlich nicht.

Wir wollen nicht länger, daß unsere Stimmen im Getöse der Bagger und Motorsägen verhallen. Deswegen haben wir diesen Weg gewählt, um auf die Unmenschlichkeit dieses Projektes hinzuweisen. In der Hoffnung, auf eine Zukunft, in der wir ”unsere” Stadt selbst gestalten können.

StadtpiratIn