Ausbau am Birkenweiher und der Birker Straße
Zu fällen einen Baum braucht’s eine halbe Stunde kaum; doch bis man ihn bewundert, braucht’s fast ein halbes Jahrhundert.
Trotz Kampf um die Bäume: am 6. November war bereits alles vorbei. Holzfäller mit Motorsägen hatten 50 Bäume in zwei Stunden zu Fall gebracht. Man kann es kaum nachvollziehen, die Bürger wurden mit dieser Aktion überrumpelt. Ohnmacht der Anwohner, der Leute, die vielmals diesen Weg zur Innenstadt zu Fuß nahmen. Nicht zu vergessen der Kindergarten Birker Straße, die Kinder von der Schule Katternberg, die Schüler der Schule Schwertstraße, August-Dicke-Schule und Theodor-Heus-Schule. Nun können die Menschen die Abgase der Autos schnüffeln. Ein Besucher aus Haan schüttelte den Kopf und meinte: „Bei uns wird um jeden Baum herum gebaut, um ihn zu erhalten.“
Mit einer Ersatzpflanzung kann die Stadt Solingen, können die Politiker nichts wieder gutmachen, es braucht viele Jahre bis ein Baum groß ist. Gerade in diesem Teil der Stadt, wo sich viel Industrie neben Wohnungen angesiedelt hat, waren die Bäume wichtig, um für Mensch und Tier Klimaverbesserung, Schmutz-und Lärmlinderung zu schaffen. Als ehemalige Anwohnerin kann ich dies gut beurteilen. Ein ‘Straßenbaum’ vor der Haustüre ist oft das einzige Stück Natur, von dem die Stadtbewohner unmittelbar profitieren. Er filtert die Luft, spendet Schatten und dient zahlreichen Vogel- und Insektenarten als wichtige Lebensgrundlage.
Planung am Reißbrett
Im September wurde von der Bezirksvertretung Stadtmitte mitgeteilt: Für den Ausbau Birker Straße/Birkenweiher müssen zusätzlich zu den bereits geplanten 38 Bäumen, 12 weitere gefällt werden. Die Presse brachte erst bei Fällung der Bäume eine Mitteilung.
Bei Besichtigung der Straßenplanung im Pavillion Birker Straße, mußte ich dann feststellen, daß so eine Planung nur auf dem Zeichenbrett entstanden sein kann, ohne die vorhandene Örtlichkeit zu berücksichtigen. Das Tiefbauamt sagte mir, daß die Straßendecke mit Unterbau erneuert werden müsse, da die Baumwurzeln die Straße kaputt machen würden. Eigentlich war aber der Baum schon vorher da, ehe Straßen für’s Auto gebaut wurden. Der geplante Fahrradweg kann es auch nicht sein, die vorhandenen Straßenbreiten würden ausreichen. Warum mußten zusätzlich noch die Pyramidenpappeln auf dem Parkplatz an der Eishalle fallen? Das Tiefbauamt sagte, die seien nicht artgerecht, aber es hat diese nach Fertigstellung der Eishalle gesetzt.
„Sanfte“ Alternativen wären gefragt
Die Fahrradwege sind mit 1,50 m Breite geplant. Das Teilstück Birkenweiher von der Flurstraße bis zur Bahnhofstraße hat 12,50 m Breite und der Radweg könnte, wie die Grünen es vorgeschlagen haben auf dem Parkplatz Birkenweiher geführt werden, wenn die Straße nicht ausreicht. Ca. 9,50 m breit ist die Fahrbahn und je 3 m der Bürgersteig von der Bahnhofstraße zur Kölner Straße hin. Auf der Seite zum Bahnhof hin könnte der Radweg auf dem Gehweg mitgeführt werden, auf der Kieserlingseite hätte der Fahrradweg neben der Mauer auf der Parkfläche verlaufen können. Vor dem Kieserlinghaus ist Platz für den vorhandenen Gehweg, die Parkplätze könnte man in Längsrichtung zur Fahrbahn einrichten und der Fahrradweg könnte von der breiten Fahrbahn abgeteilt werden.
In der Bürgerversammlung am 23.5.1996 wurde dann von der Bezirksvertretung Mitte, die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme ‘Südliche Innenstadt/Hauptbahnhof’ vorgestellt. Zwischen Felder- und Schützenstraße will man den Güterverkehr neu aufbauen. Den Standort finde ich nicht passend, da in diesem Teil, nicht weit entfernt, drei große Schulen sind. Die ausgewiesene Fläche um den Bahnhof als Gewerbestandort, Dienstleistung, Wohnen, Nutzungsdurchmischung ist für Solingen ein guter Schritt.
Es wird von mehr Begrünung durch Bäume geschrieben. In der Planung sieht es danach nicht aus. Auf dem Spielplatz neben der Firma Felix ist eine Bebauung geplant. Der wertvolle Grüngürtel entfällt evtl. durch die geplante Westumgehung. Warum soll in der Parkanlage Birker Straße/Birkenweiher gebaut werden? Beim Bau des Amtsgerichts, ging schon ein Teil der Grünanlage Malteser Grund verloren.
So geht es dann mit den geplanten Clemensgalerien am Mühlenplatz weiter. Die Kinder sollten mehr gefragt werden; vielleicht würden die Erwachsenen dann anders denken und handeln. Aber so werden bei der Planung Fußgänger, Fahrradfahrer und Kinder übergangen. Die Bürger werden oft zu spät informiert. Kinder wollen nicht immer nur Neues. Altes, was sich bewährt hat, sollte erhalten bleiben. Mit viel Feingefühl sollten für die Kinder Freiräume erhalten werden. Ausreichene Kindergärten, Spielflächen und Schulen sollten ihre Zukunft sichern. Wir müssen umdenken. Angesprochen sind die Politiker, die Menschen in den leitenden Positionen der Stadt Solingen. Die SteuerzahlerInnen können dies fordern.
Eine frühere Anwohnerin