Obusbetrieb Solingen bleibt bestehen

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Solingen GmbH hat in einer Sondersitzung am Donnerstag, den 21. November 1996 bei einer Enthaltung für den grundsätzlichen Erhalt des Solinger Obusbetriebs entschieden. Dabei wurde ein Weiterbestand der Linie 683 von Solingen-Burg nach Wuppertal-Vohwinkel ausgeklammert, um diese eventuell wegen einer Linienverlängerung einzustellen.

Dabei geht es vor allem um die seit langem geplante Verlängerung der 683 von der heutigen Endstelle Schwebebahn zum DB-Bahnhof Vohwinkel, von wo aus die S-Bahn und Regionalzüge verkehren. Angeblich sei für eine Verlegung der Oberleitung unterhalb der Eisenbahnbrücke nicht ausreichend Platz. Diese ist als Bogenbrücke in der Mitte 4 m hoch und senkt sich zum Rand auf 3,5 m ab. Im Vergleich dazu: die Eisenbahn-bogenbrücke am Bahnhof SG-Wald ist in der Mitte gerade einmal 3,5 m hoch, und dort fährt jeden Tag die Linie 682 her. Also nur eine Ausrede? Gleichzeitig wird damit argumentiert, die Drehscheibe in Burg sei zu teuer, weil demnächst eine Generalsanierung anstünde. Nun, erst Anfang der 90er Jahre wurde dieses weltweit einzigartige Bauwerk modernisiert und kann somit nicht schon wieder baufällig sein. Sollte hier damals die ausführende Firma Fehler gemacht haben, so ist diese zur Rechenschaft heranzuziehen. Als weiteres Argument gilt der schlechte Zustand der Fahrleitung von Krahenhöhe bis nach Burg. Hierzu muß nur angemerkt werden, daß die Stadtwerke selbst diese Strecke seit einiger Zeit kaum noch, bzw. gar nicht mehr warten, so daß hier aufgrund mangelnder Pflege teure Reparaturen fällig wären.

Zu Fahrzeugbeschaffungsmaßnahmen noch kurz, daß ab 1997 neue Fahrzeuge ausgiebig getestet werden sollen, wobei der aktuelle technische Stand zu berücksichtigen sei. Daraufhin soll ab 1999 eine europaweite Ausschreibung stattfinden, wo dann neue Fahrzeuge beschafft werden sollen. Insgesamt wollen die Werke ihre Fahrzeuganzahl auf unter 40 senken, was u. a. mit der Stillegung der 683 geschafft werden soll. Bis dahin wird bereits ab Ende dieses Jahres der wesentlich ältere Dieselbuspark erneuert. Den Anfang machten fünf neue Niederflurfahrzeuge, von denen einige bereits in Solingen fahren.

Christian Walther

Kommentar

Der Aufsichtsrat entschied sich also für den Obus, doch was wird nach der nächsten Wahl daraus? Jetzt keine neuen Fahrzeuge zu beschaffen, obwohl noch 15 Millionen Mark (!) vom Land nur für dieses Jahr bereitstehen, ist ein Unding.

Die weiteren Planungen zur Linie 683 sind einfach lächerlich. Zuerst war die Schwebebahn in Vohwinkel zu niedrig, dann die Eisenbahnbrücke, die Drehscheibe war schon immer so teuer und plötzlich ist die Fahrleitung auch noch    „defekt“. Hier wird ganz klar mit allen Mitteln versucht, die schönste und attraktivste Linie in Solingen zu zerstören, einfach „platt zu machen“. Da hilft auch nicht die Überlegung, daß alleine die Drehscheibe wegen ihrer Einzigartigkeit Touristen anlockt.

Bis 1983 hatte die SWS 80 (!) selbstentwickelte TS-Obusse im Dienst. Zu dieser Zeit fuhren noch alle zusätzlichen Einsatzwagen als Obusse. Aber heute will die SWS mit weniger als der Hälfte des damaligen Fuhrparks auskommen! Wie will man das denn schaffen? Fahren demnächst alle Busse nur noch alle 30 Minuten? Oder will man den Fahrgast doch vom Dieselbus überzeugen nach dem Motto, der kommt doch viel häufiger, weil er billiger ist? Im Nutzfahrzeuge-Katalog 1996/97 steht, daß der in Solingen eingesetzte Diesel-Gelenkbus 910.000 Mark kostet, ein Obus von MAN, ebenfalls mit Niederflurtechnik, aber auch nur 950.000 Mark. Sind diese 40.000 Mark pro Bus etwa zuviel für 15 Jahre abgasfreien ÖPNV?

Am 23./24. Mai ’97 fährt die IG Bus & Bahn nach Zürich zur Besichtigung der dortigen Verkehrsbetriebe, die ein umfangreiches O-Bus und Duo-Busnetz besitzen und eine der weltweit vorbildlichsten Nahverkehrsbetriebe darstellen. Der Fahrpreis wird ca. 75 DM betragen. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen und können sich melden unter Tel: 818007

IG Bus & Bahn
42601 Solingen