Kommt jetzt das Aus für die 3 verbliebenen Kinos in der Innenstadt?
Inzwischen ist auch in Solingens Politkreisen angekommen, daß Kinos ein wichtiger Teil der städtischen Kultur sind: Will doch ein leibhaftiger Investor – die Holländer – ein Multiplex-Kino in Solingen errichten. Also wird pflichtgemäß gejubelt in der veröffentlichten öffentlichen Meinung: „Vor allem die Kino-Pläne sind klasse“ (S. Kob im ST) und „ist eine gelungene Ergänzung“ (J. Fischer in der SM). Das geänderte Konzept wurde vom Projektbeirat „einvernehmlich begrüßt“ (ST). Der SM-Chefredakteur benennt zumindest in einem Satz eines der Opfer: „Allerdings dürfte der neue Kinoriese zu Lasten der bestehenden Lichtspielhäuser gehen“.
Zwei führende deutschen Großkino – Unternehmen sollen sich um die Ansiedlung auf dem Mühlenplatz beworben haben. Wenn wir uns die Bauabsichten von Multiplexkinobetreibern in zahlreichen umgebenden Großstädten anschauen (in Wuppertal soll das CinemaxX noch in diesem Jahr eröffnet werden, UCI baut Kinos in Bochum und Duisburg …), dann drängen sich Fragen auf: Wo sollen die zahlenden Kinogäste für 1250 Kinoplätze im neuen Multiplexkino auf dem Mühlenhof herkommen? Ist es eine sinnvolle, womöglich noch nachhaltige, Kulturpolitik, die die besten Innenstadtlagen hergibt für die Monopolisierung des Kinomarktes? Wird damit nicht eine Entwicklung unterstützt, die es in naher Zukunft unmöglich macht, Filme zu sehen, die den Monopolen nicht gefallen?
Schon mit den Sanierungen in Wald und Ohligs wurde nicht etwa der Versuch gemacht, bestehende Stadtteilkinos als Teil der örtlichen Kulturszene zu stärken, sondern es wurde bewußt oder unbewußt von Seiten der Stadtplanung der umgekehrte Weg verfolgt: In Wald wurde der Filmpalast für die Südumgehung „niedergelegt“ – wie das so schön in Planerdeutsch heißt – in Ohligs schaffte die städtische Planungspolitik die Voraussetzung dafür, statt des Central-Kinos und des Skalas, das lange das Ohligser Filmstudio beherbergte, – Supermärkte zu errichten, während das Rheingold für den Busbahnhof und das Bali im Hotel Viktoria für eine auch nach 10 Jahren noch erhaltene Brachfläche abgerissen wurde. Es ist leider zu erwarten, daß das Mühlenhof-Kino und das Residenz in Kürze vor dieser Konkurrenz kapitulieren. Vielleicht kann sich das Kellerkino als Programmkino noch eine zeitlang halten – wenn die jährliche Landesprämie für ein gutes Kinoprogramm nicht eines Tages ausbleibt.
Dietmar Gaida