LeserInnenbriefe

Lieber Gerd Kunde, liebe NutzerInnen des Bibo,

ich habe den Artikel “Spiel nicht mit den Schmuddelkindern” mit großem Interesse gelesen und möchte an dieser Stelle nicht auf die Befindlichkeiten, Enttäuschungen, persönlichen Animositäten eingehen, die angeblich zwischen Noch-Grünen und Ex-Grünen bestehen. Ich habe – die meisten von Euch werden das wissen – einige Jahre im Bibo und mit dem Bibo arbeiten müssen und fühle mich als Arbeitnehmerin in dem Artikel doch sehr unterrepräsentiert. das Bibo lebt(e) vom gemeinsamen Geben und Nehmen. Der Gedanke “Die Grünen haben das meiste Geld, also zahlen sie auch das meiste,” ist schlüssig. Aber nur, wenn dann auch eine Definition des “Geberanteils” all der anderen Gruppen kommt. Da reicht es nicht zu sagen, wir machen für die Stadt ganz wichtige Arbeit. Das tun die Grünen auch, und auch sie tun es ehrenamtlich!!! (Außer natürlich wir Angestellten, die für ihren Job bezahlt werden.) Der Artikel ist m. E. repräsentativ für die ganze Zeit, die ich hier erlebt habe: mit keinem Wort werden mögliche Fehler der Gruppen benannt (natürlich hat niemand behauptet, der Computer sei geklaut worden, aber ohne Absprache mit anderen Gruppen des Ökofonds, die den leider genau in der Zeit brauchten, als er weg war, kann man eigentlich Gemeinschaftseigentum nicht einfach “ausleihen”). Es wimmelt von Vorwürfen an die grünen “Geldsäcke”, aber die eigene Rolle in einem Zusammenhang zu reflektieren, der existentiell auf Zusammenarbeit angewiesen ist,  scheint nicht möglich. Was soll die Bildunterschrift “Schon am Eingangsschild wird deutlich, wer hier die Macht will”? Wenn jemand sich ein Schild kauft, kann er da doch wohl draufschreiben lassen, was er will! Wenn die tacheles-Leute sich Getränke kaufen, ist es völlig legitim, daß sie sie selber trinken. Deshalb wohl waren sie immer im tacheles-Raum eingeschlossen. Das hat nichts mit Macht zutun, sondern mit einer von allen geteilten Eigentumsdefinition!!! Gescheitert ist das Bibo nicht an der Frage, wem gehört was. Gescheitert ist das Bibo an der Unfähigkeit aller (!!!), mit Gemeinschaftsgut (Einrichtungen, Geld, Renovierungsstau etc.) umzugehen, die auszubaden an uns Angestellten hängen blieb. Und das ist nicht fair. Wenn ein anderes, sozialeres Umgehen miteinander propagiert wird – und das nahmen und nehmen alle Bibo-Gruppen für sich natürlich und ganz selbstverständlich in Anspruch! – dann muß das für alle gelten. Da das nicht umzusetzen war, wird es das Bibo ab dem 31. März 1998 nicht mehr geben. So lange nicht, bis sich Gruppen finden, die die Verantwortung für sich und ihr Tun tatsächlich übernehmen und nicht nur im Mund führen!

Susanne Fingscheidt

Sehr geehrte Damen und Herren!

Laut Grünen-Sprecherin suchen die “Untermieter” des “BIBO” die Schuld nicht bei sich selber. Wenn man von einer Schuld an dem Zerwürfnis der Bürgerinitiativen und den Grünen sprechen will, wäre den Bürgerinitiativen eine gewisse Blauäugigkeit gegenüber Parteien und Parteimitgliedern in ihren Reihen zu bescheinigen.

Wenn Parteien oder deren Mitglieder sich in Bürgerinitiativen, Frauenverbände und weiteren Organisationen einbringen, sollte man/frau dies mit einer gewissen Vorsicht genießen.

Parteien geht es um die Macht. Wenn sie diese noch nicht haben, versuchen sie, diese in Bürgerinitiativen u.s.w. zu bekommen und möglichst ihre Interessen dort durchzusetzen. Sind sie dann dank ihrer Steigbügelhalter einigermaßen etabliert, werden KritikerInnen entweder als nicht überparteilich bezeichnet, oder die Klos sind verdreckt oder wer weiß was sonst noch, und plötzlich nicht mehr gut genug.

Parteimitglieder, egal welcher Partei auch immer, die in Bürgerinitiativen, Frauenverbänden und anderen gemeinnützigen Organisationen sich einbringen möchten, sollten dies als Privatpersonen, die sich für etwas aus persönlichem Interesse engagieren möchten, tun, und nicht für ihre Partei.

Zu den Grünen wäre noch zu sagen, daß sie vor gar nicht langer Zeit selbst “Schmuddelkinder” waren und jetzt, wo sie etabliert sind, davon plötzlich nichts mehr wissen wollen.

Mit freundlichem Gruß

Hannelore Dauben