Klima, Wetter, Stau und Verkehr

oder über die Logik des automobilen Wahnsinns

”Klima, Wetter, Stau und Verkehr” – mit diesen Worten überschrieb die ADAC-Postille Anfang des Jahres ihren Bericht zur 2. Weltklimakonferenz in Kyoto. Man ist von den Offiziellen dieses Vereins, der mit 13,7 Mitgliedern neben den Kirchen wahrscheinlich mitgliederstärksten Vereinigung in Deutschland darstellt, ja auch aus der Vergangenheit vernünftige und einsichtige Stellungnahmen zu  gesellschaftlichen Problemen gewöhnt (Stichwort ”Freie Fahrt für Freie Bürger”). Daher kann es nicht verwundern, daß ADAC-Vizepräsident Dr Erhard Öhm an der Seite vom Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Dr. Bernt Gottschalk steht, um den Schuldigen zu benennen, wenn es mit der  Trendumkehr bei der Treibhausgasen, speziell bei den durch der Verkehr beeinflußten CO2 Ausstoß nicht so richtig weitergeht.

Der Schuldige ist, man höre und Staune, der Stau – oder vielmehr die Bundesregierung, die es versäumt habe, das Straßennetz entsprechend auszubauen.

Beim Lesen dieser Zeilen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich  – wer kennt nicht die strategischen Staupunkte in Solingen und Umgebung – Schlagbaum, Aus-/Abfahrt Viehbach, Köln-Ost usw. .Als umweltbewußter Autofahrer waren mir schon Bedenken gekommen, daß vielleicht mein Auto, nicht gerade das neueste und sauberste, oder vielleicht die vielen, mehr oder weniger unnötigen Fahrten – aber nein, der Stau, und noch dazu die Bundesregierung, ich wußte es ja.

Natürlich gibt es auch gleich wieder Querulanten vom Bund für Umwelt und Natur (BUND), die behaupten, auch der Abbau der Verkehrshemmnisse würde die Emission nicht drastisch senken. Sie begrüßen sogar die Staus, da diese dazu führten, daß die Verkehrsteilnehmer auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Der ADAC-Vize weist mich aber daraufhin, daß ich mir zu dieser Mobilitäts-Verhinde-rungsstrategie meine eigenes Urteil bilden soll, und warnt mich gleichzeitig, hierbei die ideologische Brille zu benutzen.

Also, die Kohlendioxidemissionen (CO2) im Straßenverkehr, die zu den wesentlichen Verursachern des Treibhausklima gezählt werden, sind abhängig vom Spritverbrauch.

Da ist es natürlich beruhigend zu hören, daß die deutsche Automobilindustrie in einem geradezu revolutionären Zeitraum von gerade mal 18 Jahren (1978 bis 1996) geschafft hat, den Spritverbrauch eines Pkws von durchschnittlich 9,8 l/100 km auf 7,3 l/100 km zu senken, was immerhin einer Einsparung von 25 % entspricht. Auch wenn  Phantasten von Greenpeace behaupten, daß bereits heute eine Serien-PKW (”geborgt” bei Renault) mit einem Spritver-brauch von 1,9 l /100 km möglich sei, so sollte man wohl doch dem vereinten deutschen Ingenieurswissen des VDAs vertrauen, die biszum Jahr 2005 den Verbrauch auf ca 6 l/100km senken wollen. Hiermit wollen sie ihrem Versprechen von 1990 nachkommen, bis 2005 den CO2-Ausstoß des gesamten Straßenverkehrs um 25 % zu senken. Ob dies allerdings realistisch ist, ist mehr als fraglich, da eine Zunahme des Fahrzeugbestands von heute 41Mio. auf 47 Mio. Fahrzeuge im Jahre 2010 prognostiziert wird. Das Umweltbundesamt in Berlin behauptet daher auch, daß die CO2- Fracht aus dem PKW-Verkehr sich bis 2010 gegenüber 1996 noch um 10% erhöht. In diesem Zusammenhang weist das Umweltbundesamt darauf hin, daß der Gesamtkraftstoffverbrauch nach VDA-Angaben im Jahr 1996 um über 11% unter der tatsächlich verkauften Kraftstoffmenge in Deutschland läge.

Was soll man nun davon halten? Fest steht, das Bundesumweltamt arbeitet im Auftrag der Bundesregierung – und die sind schuld am Stau und damit am Treibhausklima. Greenpeace scheidet wegen der ideologischen Brille auch aus. Also bleibt nur VDA und ADAC und mein Auto. Hieraus folgt:  Mehr Straßen – weniger Staus – sauberes Klima. Und hierfür mußte nun ein Gipfel in Kyoto stattfinden?

Also, meine lieben Solinger Kommunalpolitiker, meine Forderung zum Kampf gegen das Treibhausklima: Anschluß der Viehbachtalstraße an die A 3 und an die Kohlfurt, Bau der Westtangente, Bau einer vierspurigen Straße durchs Lochbachtal, wie bis in die 70er Jahre geplant (zur vorsorglichen Entlastung der Viehbachtalstraße) – und wenn wir schon mal dabei sind, gleich noch eine Querspange Wald-Merscheid-Höhscheid. Und das Alles bis zum Jahr 2010, wenn es auch in Solingen einige 1000 Autos mehr geben wird.

Aber vielleicht ist das Problem ja auch gar nicht der Stau auf der Straße, sondern der Stau in unseren Köpfen?

Dirk