Bürger machen Wind zu Strom

Interessengesellschaft möchte Windrad in Haan oder Umgebung aufstellen

Im Ortsteil Gruiten von Solingens Nachbarstadt Haan stand (leider wörtlich zu nehmen) bis zum Sommer letzten Jahres ein 1 ½ Jahre altes Windrad. Da sich hiervon Nachbarn gestört fühlten und dagegen klagten mußte der Besitzer des Windrades zwangsläufig über einen Verkauf nachdenken. Um dieses Windrad für Haan zu erhalten, schlossen sich fünfzehn Umweltinteressierte zusammen und gründeten eine Gesellschaft, die Bürgerwindrad Haan GbRmbH, mit dem Ziel, den Bau und Betrieb eines Windrades in Haan oder Umgebung (also eventuell auch in Solingen) zu realisieren.

Das Windrad in Gruiten kommt mittlerweile für den Betrieb nicht mehr in Frage, da es Ende letzten Jahres veräußert wurde, ohne das daran bestehende Interesse der Gesellschaft zu berücksichtigen. Dennoch wollen die inzwischen 35 Gesellschafter eine umweltgerechte Energieversogung verwirklichen. Wie soll diese nun aussehen?

Das liebe Geld

Für ein dem Gruitener entsprechenden 500 kW Windrad muß man von einem Investitionsvolumen von maximal 1,1 Millionen DM ausgehen. Eine auf den ersten Blick enorme Summe, die aber durchaus bei genügend Interessenten aufgebracht werden kann. 600.000 DM sollen durch Eigenkapital, also Gesellschafteranteilen, der Rest durch einen Landeszuschuß (80.000 DM) und durch zinsbegünstige Darlehen finanziert werden. Das nötige Eigenkapital soll durch 600 Anteile zu je 1000 DM aufgebracht werden. Jeder Gesellschafter kann beliebig viele Anteile zeichnen, hat allerdings nur eine Stimme. Diese Regelung soll verhindern, daß zwei oder drei Großanleger die Gesellschaft ohne Mitsprache der übrigen Gesellschafter kontrollieren (Stichwort “Bür-gerwindrad”). Das Ge-sellschafterkapital beträgt zur Zeit 77.000 DM.

Unter rein finanziellen Aspekten ist eine Beteiligung an der Gesellschaft langfristig zu sehen.  Nach dem derzeitigen Stromeinspeisungsgesetz müssen die für den Standort zuständigen Stromversorger den Strom zu ca. 0,17 DM/kwh abnehmen. Ergebnisse anderer Betreibergesellschaften haben gezeigt, daß nach einigen Jahren hierdurch eine durchaus akzeptable Rendite erzielt werden kann.

Die Umweltrendite

In erster Linie sieht die Bürgerwindrad Haan GbRmbH allerdings die Umweltrendite. Die sofort nach Inbetriebnahme des Windrades einsetzt. Jede einzelne Kilowattstunde (kWh) Windstrom bedeutet eine Minderbelastung der Atmosphäre gegenüber der Stromerzeugung aus Kohle oder Öl. Im Laufe von 20 Jahren kommen da für ein 500 kW Windrad enorme Mengen zusammen, geht man von einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 700.000 kWh aus.

Umweltrendite eines 500 kW Windrades mit 700.000 kWh Jahresleistung

pro kWh (x 700.000=)
pro Jahr
(x 20 =)
in 20 Jahren
CO2
SO2
Nox
Staub
Atommüll
1.114,00 g
7,10 g
2,80 g
0,18 g
3 mg
779.800 kg
4.970 kg
1.960 kg
126 kg
2,1 kg
15.596,000 kg
99.400 kg
39.200 kg
2.520 kg
42 kg

Das kann ein Windrad einsparen!
Es wird gehofft, mit jedem Gesellschafteranteil ca. 1.160 kWh pro Jahr zu erzeugen.Jeder Gesellschafter kann, zumindestens rechnerisch, seinen eigenen Strom mit Hilfe der Windanlage erzeugen. Konkret bedeutet dies: Wer in seinem Haushalt 4.000 kWh pro Jahr verbraucht (siehe Stromrech-nung), hätte mit einer Beteiligung in Höhe von 4.000 DM seinen Strombedarf mehr als gedeckt.

Zur Zeit ist man aber noch auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Hierbei sind besonders zwei Kriterien wichtig: Zum einen sollte am vorgesehenen Standort genug Wind wehen und zum anderen dürfen keine Nachbarn beeinträchtigt werden, d.h. die nächsten Häuser müsser mindestens 500 Meter entfernt sein. In Haan gibt es nur ein Areal, das diese Anforderungen erfüllt. Leider haben beide Eigentümer auf Anfrage abgelehnt. Zur Zeit werden Reali-sierungschancen auf einem Gelände in Solingen untersucht. Wer ein geeignetes Grundstück kennt, möchte sich bitte bei der unten angegebenen Adresse melden.

Die Energiewende ist machbar

Wenn wir nicht auf die gewohnte Versorgungssicherheit verzichten wollen, werden erneuerbare Energien nur einen Teil der fossilen Energieträger ersetzen können. Der mögliche Anteil erneuerbarer Energien wird allerdings noch lange nicht eingesetzt. Neben den beschriebenen umweltbezogenen Aspekten sprechen aus meiner Sicht noch folgende Aspekte für die Energieerzeugung mit Windrädern:

  • Die Stromerzeugung durch Monopole wie das RWE, welche auf dem Energiewirtschafts   gesetz aus dem Jahre 1935 beruht, führt zu dem großen politischen Einfluß des RWEs auf die Politik in NRW (siehe Garzweiler II). Bürgerwindräder bieten hierzu eine demokratischere Alternative.
  • Die besten Argumente für Energieversorgungsunternehmen (z.B.RWE) gegen Garz-weiler II, Castortransporte usw. sind finanzielle. Je unrentabler diese Projekte durch Energieeinsparung und dem Einsatz regenerativer Energiequellen werden, je eher verlieren diese Unternehmen ihr Interesse daran.
  • Nach einer Studie des Worldwatch Institute in den USA erfordert die Windkrafttechnik nahezu das fünffache Beschäftigungspotential wie die konventionelle Energieerzeugung.

Vor dem Hintergrund der Situation am Arbeitsmarkt ein wichtiges Argument.

Also: Nicht nur demonstrieren (oder Bedenken äußern) sondern investieren (wenn man/frau es hat). Und wer sich Windräder in Solingen nicht vorstellen kann, sollte mal darüber nachdenken, woher der Mühlenplatz seinen Namen hat.

Wer an weiteren Informationen zum Bürgerwindrad oder an einer Mitgliedschaft Interesse hat, wendet sich bitte an: Bürgerwindrad Haan GbRmbH, Am Bandenfeld 28, 42781 Haan,
Telefon (02129) 2981, Telefax (02129) 95 81 02,
Dirk