Betonbau in Solingen

Neues Gutachten zum Weiterbau der Viehbachtalstraße

In einer Machbarkeitsstudie wurde die Anbindung der Viehbachtalstraße an die Schlagbaumer Kreuzung überprüft. Entgegen den bisherigen Planungen, die eine Weiterführung der Straße durch das Quellgebiet des Lochbaches vorsahen, wurde von den Gutachtern eine alternative Führung über die Trasse der Korkenzieherbahn untersucht. In verschiedenen Szenarien werden die Auswirkungen für die AnwohnerInnen in den betroffenen Bereichen am Schlagbaum und die resultierende Verkehrsbelastung für die Solinger Innenstadt dargestellt.

Vernichtendes Urteil für die bisherigen Planungen

Die Ergebnisse sind nicht überraschend. So kommt das Gutachterbüro Slonicky & Wachten wie schon viele andere vor ihnen zu dem Schluß, daß die bisher geplante Anbindung der Viehbachtalstraße an die Schlagbaumer Straße verheerende ökologische Auswirkungen hätte. Die Tunnellösung durch das Quellgebiet des Lochbaches mit einem Kostenumfang von 40 – 50 Mio. DM ist in keinster Weise zu rechtfertigen. Verwunderung äusserten die Gutachter darüber, daß diese Planungen nicht schon längst zu den Akten gelegt sind. Offene Quellen, wie hier eine vorliegt, sind besonders schützenswert und wichtig für den Wasserhaushalt eines Baches. Das Quellgebiet gehört zum Biotopverbundsystem des Lochbachtales, das bis nach Ohligs reicht.

Die Anbindung über den Frankfurter Damm und die bisherige Bahntrasse der Korkenzieherbahn hat die bei weitem geringeren ökologischen Auswirkungen. Es hat sich zwar, bedingt durch die Stillegung der Bahn und der dadurch resultierenden Ruhigstellung des Gebietes eine interressante Vegetation entwickelt, die durchaus ihre Bedeutung hat. Sie ist aber bei weitem nicht so wertvoll wie das Quellgebiet des Lochbaches. Es könnten bei Kosten von ca. 10 Mio. DM erhebliche Entlastungen der Kronprinzen-, Allbrecht-, Freiligrath- und Scheidterstr. erzielt werden.Für die Entlastung der Konrad-Adenauer Straße nach dem Bau der Westtangente Solingen ist es vollkommen unerheblich ob und wie die Viehbachtalstraße angebunden wird.

Alles in allem geben die Gutachter den PolitikerInnen mit auf den Weg, die Kosten/Nutzen Rechnung für dieses Projekt noch einmal zu überdenken, da es doch fraglich erscheint ob sich die geplanten Investitionen wirklich lohnen.

Auto- und Betonlobby ignoriert Ergebnisse

Nichtsdestotrotz läuft die Straßenbetonbaulobbymaschinerie Solingens, bestehend aus PolitikerInnen der Altparteien und einer sogenannten führenden Solinger Tageszeitung, schon wieder auf Hochtouren. Die Ergebnisse der Gutachter ignorierend, wird Stimmung gemacht um das ach so geliebte Straßenprojekt nicht verlieren zu müssen. Erschreckend ist die Unsachlichkeit mit der vorgegangen wird. Obwohl das Gutachterbüro diesmal von der Stadt vorgeschlagen und nicht als besonders grünenfreundlich gilt und daher auch von den konservativen Parteien respektiert wird, werden die Ergebnisse von denselbsternannten Fachleuten zerpflückt. Was man nicht gebrauchen kann, manipuliert man halt so das es passt. Hier nur ein Beispiel: Die Gutachter betonen eindeutig, daß der Weiterbau, egal für welche der beiden Varianten man sich nun entscheidet, völlig unrelevant für den Entlastungseffekt der Innenstadt durch die Westtangente ist. Selbst bei einer Nullösung verändert sich die Situation kaum. Doch schon wird wieder die Mär von dem unbedingten Erforderns dieses Abschnittes für die ach so wichtige Entlastung der Innenstadt durch die Westtangente gesponnen. Es werden Appelle an unsere Landtagsabgeordneten verfaßt und die Lokalpresse leiert gebetsmühlenartig ihre zurechtgelegte Geschichte herunter. Auch unser Oberbürgermeister Gerd Kaimer schaltete sich höchstpersönlich in die Angelegenheit ein. Netterweise besucht er den Kindergarten in der Allbrechtstraße um den Eltern zu versichern, daß er sich persönlich für den Bau der Viehbachtalstraße durch das Lochbachtal einsetzen wird, denn nur so würde die Verkehrssituation für den Kindergarten verbessert. Anscheinend fürchtet auch er um ein von ihm geliebtes Betonbauprojekt aus seiner Jugendzeit, da die Sorge um den Kindergarten ihn wohl nicht beflügelt haben kann. Denn die Studie spricht bei einer Anbindung an die Schlagbaumer Kreuzung eindeutig von einem Entlastungseffekt gerade für dieses Gebiet. Doch diese Tatsache ignoriert auch er wissentlich, denn daß unser OB den Inhalt der Studie auch kennt, muß man ja wohl vorrausetzen können, oder?

Ernie