Ohligser Heidebad wird geschlossen – Renaturierung der Ohligser Heide kann beendet werden

Auf seiner letzten Sitzung am 12. Oktober beschloß der Solinger Rat mit den Stimmen von grün-rot die endgültige Schließung des Heidebades zum Ende diesen Jahres. Die Abrißkosten von 200.000 DM sollen zu 80% vom Land übernommen werden. Allerdings muß noch das Bürgerbegehren einer Bürgerinitiative abgewartet werden. Diese hat nun sechs Wochen Zeit, um 12.000 Unterschriften zu sammeln. Schafft sie dies, muß das Thema Heidebad noch einmal im Rat diskutiert und gegebenenfalls ein Bürgerentscheid durchgeführt werden.

CDU als soziale Ritter?

In der vierstündigen hitzigen und oft auch sehr unsachlichen Debatte prallten noch einmal die gegensätzlichen  Standpunkte  aufeinander. Während die ökologischen Gründe der Schließung von Grünen und SPD sehr sachlich vorgetragen wurden, versuchte die CDU allen Ernstes, sich durch die Verteidigung des Heidebades zum  Interessenvertreter der sozial Schwachen aufzuschwingen. Es wäre lobenswert, wenn das soziale Engagement auch so intensiv wäre, wenn es um die Schaffung von Kindergärten und anderen kulturellen Eirichtungen geht. Doch hier zeichnen sich die Parteien eher durch eine Zubetonierungswut aus, die besonders den Kindern und Jugendlichen immer weiter ihre Lebensräume und Spielmöglichkeiten im Stadtgebiet beschneidet. Andere Einrichtungen, wie das Hallenbad Birker Straße, das vorwiegend von älteren Leuten und Kindern genutzt wird, sollten nach dem Willen der CDU lieber heute als morgen geschlossen werden. Dabei weist das Bad höhere Besucherlnnenzahlen als das Heidebad auf und ist obendrein das ganze Jahr über nutzbar.

Ohligser Heide einmalig in Solingen und Umgebung

Unbestritten von allen Parteien ist die Tatsache, daß Solingen nur drei Freibäder benötigt:
das Schellbergtal, das Ittertal und ein Bad im Raum Ohligs. Doch dieses Ohligser Bad kann nun einmal nicht mitten im einzigen nennenswerten Naturschutzgebiet Solingens liegen, sondern sollte vielmehr an anderer Stelle eingerichtet werden. Daß das Heidebad aus der Ohligser Heide entfernt werden muß, ist zudem aus ökologischer Sicht unbestritten. Das Naturschutzgebiet ist mit 1 37ha die einzig erwähnenswerte Fläche in Solingen <1,9% des Stadtgebietes), wo der Natur Vorrang vor dem Menschen eingeräumt wird. Sie unterscheidet sich durch ihre Artenvielfalt von dem restlichen Einheitsbrei von Natur, der hauptsächlich als Wirtschafts- und Erholungsfläche für den Menschen genutzt wird. Obwohl seit dem Beginn der Renaturierungsarbeiten 1979 schon sehr viel erreicht worden ist, bleibt als Störfaktor weiterhin das Heidebad bestehen. Die notwendige Trockenhaltung der Liegewiesen, wodurch das Grundwasser östlich des Heidebades nur bis auf 50% seines natürlichen Pegelstandes angehoben werden kann, die Flächenbeanspruchung durch das Bad, und die daraus resultierende Trennwirkung zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil der Heide lassen der Natur nicht genug Enffaltungsmöglichkeiten. Bis jetzt sind schon 40 Pflanzenar-ten für immer verschwunden, 70 sind vom Aussterben bedroht. Nun soll nach 15 Jahren Wartezeit mit der Herausnahme des Heidebades einer der letzten und wichtigsten Schritte zur vollständigen Wiederherstellung des natürlichen Zustandes der Ohligser Heide vollzogen werden.
In Zeiten, wo sich sehr viele Menschen für den Erhalt tropischer Regenwälder einsetzen und Greenpeace in seinen Aktionen unterstützen, ist es schon verwunderlich, daß für die bedrohte Natur vor der eigenen Haustür so wenig Verständnis aufgebracht wird.
Als weiterer Schritt zur Entlastung der Ohligser Heide gilt die Schließung der Langhansstraße für den Durchgangsverkehr und somit auch der Schließung der heimlichen Autobahnauffahrt an der Raststätte. Die Zufahrt zum Engelsberger Hof und auch der Zugang zur Ohligser Heide bleiben nicht nur erhalten, er wird sogar ausdrücklich gewünscht. Das immer wieder vorgebrachte Argument, daß ein Zaun um die Ohligser Heide gezogen werden soll, um dem Menschen den Zutritt zu verwähren, ist vollkommen aus der Luft gegriffen. In der Ohligser Heide soll die Natur für den Menschen erhalten und nicht vor ihm verschlossen werden.

Versagen der Politik

Das Tränkebad ist also im nächsten Jahr das einzige Freibad in Ohligs. Doch dieser Fakt ist keinesfalls das Ergebnis überstürzter Forderungen von Naturschützerlnnen, sondern resultiert vielmehr aus der Handlungsweise ausschließlich von Wahl zu Wahl denkender Pohtikerlnnen. Die Tatsache, daß das Heidebad geschlossen werden muß, ist seit Anfang der 80er Jahre bekannt. Jedes Jahr wurden vom Land NRW Mittel für die Schließung bereitgestellt und gleichzeitig darauf hingewiesen, daß für notwendige Renovierungsarbeiten keine Fördermittel für das in einem Naturschutzgebiet liegende Bad genehmigt werden. Das Bad hatte also schon frühzeitig neben der umweltpolitischen auch keine wirtschaftliche Zukunft mehr. Doch anstatt durch ein langfristiges Konzept zum Ausbau und Erhalt eines der Bäder Tränke/Aufderhöhe ein Freibad in Ohligs zu erhalten, zog es vor allem die CDU vor, mit dem Heidebad bei jeder Wahl in Ohligs auf Stimmenfang zu gehen. Für die so erzielten Stimmengewinne nahm die „christliche” Partei bewußt den jetzigen von ihr so heftig kritisierten Bädermangel in Kauf.

Aufderhöhe als Lösung

Was bleibt also als Alternative für die Zukunft? Das Tränkebad rettet sich nur mit Zuschüssen von Jahr zu Jahr, und die 4-5 Mio. Investitionskosten für Aufderhöhe scheinen derzeit nicht finanzierbar. Hätte man sich schon frühzeitig für ein Bad entschieden und nicht jahrelang alle 3 Bäder in Ohligs halbherzig subventioniert – das Heidebad erhielt durchschnittlich 250.000 DM an Zuschüssen im Jahr – sähe die finanzielle Situation wahrscheinlich anders aus. So bleibt einzig die Hoffnung, daß noch einmal ein Investitionsanlauf für Aufderhöhe, mit Unterstützung von Landesmitteln und vom TSV, unternommen werden kann.

Auch Grüne geben auf

In Aufderhöhe wäre durch die Nutzung von Sauna und Jugendräumen sogar die Möglichkeit gegeben, das Bad das ganze Jahr über zu nutzen, während das Heidebad gerade mal zwei Monate im Jahr genutzt wird und den Rest der Zeit nutzlos in der Gegend rumsteht. Die Besucherlnnenzahlen in Aufderhöhe lagen üb-rigens vor seiner Schließung über denen des Heidebades. Die sogenannten „Rekordbesuche” dieses Jahr in Ohligs relativieren sich von selbst, da man ja auch den Teil der BesucherInnen abrechnen muß, die früher in Aufderhöhe schwimmen gingen.
Als letzte scheinen sich nun auch Bündnis 90/ Die Grünen dem Schicksal ergeben zu haben. Die einzige sich in den letzten Jahren für das Aufderhöher Bad einsetzende Partei in Solingen verabschiedete mit der SPD den Haushalt 1995, wo keine Mittel mehr für den Erhalt des Bades aufgeführt sind. Sehr trübe Aussichten also!

Ernie