TRANSFAIR-Bananen im Handel

Fruchtmultis versuchen Einführung zu verhindern

”Reicher Mann und armer Mann
standen da und sahen sich an
und der arme sagte bleich:
Wäre ich nicht arm, 
wärst du nicht reich”

Bertolt Brecht

Seit dem 28. April sind Bananen aus dem fairen Handel auf dem deutschen Markt. Die Einführung war und wird jedoch wesentlich schwieriger sein als die anderen mit dem Gütesiegel TRANSFAIR versehenen Produkte, wie z. B. Kaffee oder Tee. Die Banane ist das umsatzstärkste Monoprodukt des Einzelhandels. Im Schnitt verzehrt jeder Bundesbürger 14 kg der Frucht im Jahr. Deutschland ist damit der zweitwichtigtste Markt weltweit. Die Bedeutung der Banane sieht man auf der Waage in jedem Supermarkt; die Banane steht hier fast immer an erster Stelle. TRANSFAIR e. V. ist keine Firma, sondern eine gemeinnützige Initiative mit entwicklungspolitischen Zielen, die das TRANSFAIR-Gütesiegel an Unternehmen vergibt, die bestimmte soziale und ökologische Mindest-Standards erfüllen.

Der Bananenmarkt wird weltweit zu 70 % von drei Multis beherrscht: United Brand Co. /früher United Fruits Co. (Marke: Chiquita); Castle & Cooke (Marke: Dole); Del Monte (Marke: Del Monte). Trotz der Einschränkung durch die sogenannte EU-Banane (von den Kanaren oder aus französischen Kolonien, wie Guyana in Südamerkia) in den letzten Jahren beherrschen diese Firmen auch in Deutschland den Bananen-Markt. In der Regel gehören den Multis in den Anbauländern wie Honduras, Ecuador oder der Dominikanischen Republik nicht nur die Plantagen, sondern auch gleich die wenigen Eisenbahnlinien, wichtige Häfen sowie die meisten der riesigen Kühlschiffe, die die Bananen nach Nordamerika und Europa bringen. In der 50-iger Jahren reicht die Macht von United Fruit noch aus, um die legal gewählte Regierung in Guatemala wegzuputschen. Auch ist es normal, daß führende Politiker gekauft werden, woher sich hierfür der Begriff ”Bananenrepublik” eingebürgert hat.

Heute versuchen die Multis mit profaneren Mitteln ihre Marktmacht zu behaupten. Die mittelständische Exportagentur BANAOR im ecuadorianischen Machale, die nach den Kriterien des fairen Handels arbeitet, mußte zum Beispiel feststellen, als sie an den großen Konzernen vorbei Bananen exportieren wollte, daß sich in ganz Ecuador keine Kartonfabrik mehr bereit fand, an sie Kartons zu liefern. Zunächst mußten daher Kartons aus Deutschland beschafft werden. Noch besser funktioniert die Störung des fairen Handels allerdings über die preisliche Schiene, vor allem über Dumpingpreise. So hatte die Einführung der TRANSFAIR-Banane in den Ländern Schweiz, Dänemark und den Niederlanden, in denen sie seit zwei Jahren unter dem Gütesiegel Max Havelar verkauft werden, große Erfolge. In Dänemark ergatterte sie innerhalb kürzester Zeit 20 % Marktanteil. Daraufhin schlug Chiquita mit eigenen Imageanzeigen zurück, in denen  auf eigene Ökobestrebungen hingewiesen wurde, und bot dem Handel Preisnachlässe bis zu 60 % an. Seitdem krebst die fair gehandelte Banane bei 2 % Marktanteil herum.

Warum faire Bananen?

1 Kg Bananen mit TRANSFAIR-Gütesiegel muß mindestens 3,60 bis 3,80 DM kosten, um die höheren Kosten abzudecken. Biobananen sind noch teuerer. Die Bananen der Multis gibt es dagegen für 2,99 DM, manchmal sogar für 1,99 DM. Bei diesen Preisen bleibt für soziale und ökologische Kriterien kein Geld mehr übrig. Die ArbeiterInnen auf den Plantagen erhalten je Kilo faire Bananen 17,5 Pfennige garantiert. Dies ist fast doppelt soviel wie bei den Multis. In einem Land wie Honduras mit einem Bruttosozialprodukt von 580 US $ pro Kopf der Bevölkerung (Stand 1991;durchschnittlich wohlgemerkt, auch dort gibt es Millionäre) ist dies ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lage der Bevölkerung. Die höheren Preise ergeben sich weiter durch folgende Standards, die für faire Bananen gelten: gezielte Förderung kleinbäuerlicher Genossenschaften, Respektierung von Gewerkschaftsrechten, Mutterschutz, Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, menschenwürdige Unterkünfte, Bildungsprojekte, medizinische Versorgung, schrittweiser Abbau vom Einsatz von Pestiziden, Förderung eines möglichst umweltverträglichen Anbaus usw.

Erfolg der fairen Banane vom Verbraucher abhängig

Ob die Einführung ein Erfolg wird, hängt natürlich vom Konsumenten ab und inwieweit sich dieser von der Werbung der Fruchtmultis beeinflussen läßt. Billige Bananen können wir nur essen, wenn wir akzeptieren, daß Menschen zu unwürdigsten Bedingungen arbeiten und leben müssen. Mittels TRANSFAIR-Produkten haben wir als VerbraucherInnen die Möglichkeit zumindestens eine klein wenig die sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft zu verändern.

In Solingen bieten z.B. folgende Supermärkte Bananen mit dem TRANSFAIR-Gütesiegel an:

– Kaufpark, Globus (Marke:Füllhorn; Bioanbau)
– Kaiser’s (Marke: Naturkind; Bioanbau)
– Karstadt, Interspar, Multistore (Marke: Fairnando)

Wichtig erscheint die konkrete Nachfrage beim Einzelhändler, damit die faire Banane in den Handel kommt und sich am Markt erfolgreich etablieren kann.

Dirk