Was wird aus dem Getaway?

Seit ca. einem halben Jahr gibt es immer wieder Hinweise darauf, daß sich im Getaway regelmäßig Nazis treffen sollen. Die tacheles-Redaktion ist dem nachgegangen. Wir sprachen mit der Antifa, die in Flugblättern darauf hingewiesen hatte, führten ein Gespräch mit dem Betreiber und einem Mitarbeiter des Getaway und machten uns selbst ein Bild. Dabei stellte sich heraus, daß auch das Getaway bestätigte, daß sich bis März/April regelmäßig freitags eine größere Gruppe von Solinger und auswärtigen Nazis aufhielt, die jedoch seit Anfang April nach Auskunft des Betreibers Hausverbot haben. Dieses Hausverbot wird demnach ausdrücklich ausgesprochen, weil die Betreffenden Nazis sind.

Die tacheles-Redaktion begrüßt dieses Hausverbot ausdrücklich, wir meinen jedoch, daß es viel zu spät kommt. Eine Duldung von Nazi-Treffen in einer Diskothek ist nicht zu akzeptieren. Auf diese Weise wird den Nazis ermöglicht, über regelmäßige öffentliche Treffen einen Anlaufpunkt zu schaffen und ein Angst-Klima zu verbreiten. Die in den letzten Monaten gehäuften Gewaltaktionen von Nazis am Wochenende haben natürlich damit zu tun, daß den Nazis offensichtlich in mehreren Solinger Kneipen und Discos Treffpunkte ermöglicht werden.

Das Hausverbot für Nazis im Getaway scheint jedoch ein wenig löchrig zu sein, so wurden am 17. 4. wiederum ein halbes Dutzend Nazis ins Getaway hereingelassen. Mehr dazu im nachstehenden Artikel.

Eine zusätzliche Nachricht, die uns schockierte, ist die Tatsache, daß im Getaway, in dem sich trotz allem auch viele ausländische Jugendliche aufhalten, zur gleichen Zeit offensichtlich eine Selektion der Besucher nach ”rassischen” Kategorien vorgenommen wird. So werden – auch dies wurde vom Getaway bestätigt – nach Auseinandersetzungen mit einer Drogenmafia Besucher aus mehreren arabischen Ländern generell nicht mehr eingelassen. Das Getaway hat das gute Recht, sich mit Hausverboten zu wehren, ein generelles Verbot für Angehörige einzelner Staaten ist jedoch ein Unding und verstößt nebenbei gegen das Grundgesetz.

Eine weitere Praxis wurde im Gespräch mit dem Getaway ebenfalls bestätigt: Demnach werden männliche türkische Jugendliche, die neu in den Laden kommen, erst nach Hinterlegung der Telefonnummer ihrer Eltern eingelassen, damit die Mitarbeiter sich gegebenenfalls bei den Eltern über sie zu beschweren können. Wie gesagt, dies gilt nur für männliche türkische, nicht jedoch für männliche deutsche Jugendliche. Mensch stelle sich vor, dies wäre uns früher im alten Get als männlichen deutschen Jugendlichen passiert. Der Laden wäre wohl bald geschlossen worden. Wir halten diese Praxis für den Gipfel der diskriminierenden Überheblichkeit.

Das Getaway war viele Jahre nicht nur ein Treffpunkt der alternativen Szene, in dem viele Redaktionsmitglieder lange Abende verbracht haben, sondern hier fanden auch einige informative linke Veranstaltungen statt.

Wir appellieren an das Getaway, die diskriminierende Praxis gegenüber arabischen und türkischen Menschen zu beenden und das Hausverbot für Nazis konsequent umzusetzen. Wir hoffen, die Verantwortlichen des Getaway zu einem Überdenken bewegen zu können, weil wir das Getaway als einen wichtigen Treffpunkt nicht so einfach aufgeben wollen, gerade auch vor dem Hintergrund seiner Geschichte.

Krabat

Gesinnungsschnüffelei der besonderen Art im Get

Daß von Ausweiskontrollen auch volljährige, nicht südländisch aussehende Menschen erfaßt werden, klingt angesichts der eher rass(ist)isch begründeten Selektion an der Kasse eher unwahrscheinlich. Leider mußten sich einige Leute am Freitag, den 17. April, eines besseren belehren lassen, als sie das Get betreten wollten. Anlaß für diesen Besuch war der am darauf folgenden Montag anstehende Hitler-Geburtstag. Da sich bekanntermaßen freitags öfters Rechtsradikale im Get treffen, hielten einige Leute von der Autonomen Antifa, sowie ein paar weniger „auffällige“ AntirassistInnen es für sinnvoll, an diesem Freitag  vor und im Get präsent zu sein, um die Lage zu beobachten. Der Großteil dieser Gruppe machte allerdings keine Anstalten, den Laden zu betreten, denn wer an diesem Abend als LinkeR oder potentiell LinkeR ins Get wollte, kam an Türsteher B. nicht vorbei: An der Kasse wurden gezielt die Leute herausgepickt, die (nach Aussage eines Getaway-Mitarbeiters) auch nur entfernt irgendwie etwas mit der Antifa zu tun hatten. Personalien wurden (widerrechtlich!)  notiert und (vermutlich) direkt an den Staatsschutz übermittelt. Außerdem wurde für uns höchst gefährliches Häufchen Leute eigens eine neue Videokamera installiert, jede Bewegung der Leute draußen und der wenigen kontrollierten Personen drinnen wurde an den Staatsschutz weitergeleitet, der sich auffällig unauffällig an der Kottendorfer Straße postiert hatte und anscheinend darauf wartete, daß die „bösen Autonomen“ das Get in die Luft jagten. Seitens der Türsteher und der Geschäftsleitung wurde übrigens bestritten, daß irgendein Nazi sich an diesem Abend im Get aufgehalten hätte, nach Angaben der Antifa waren jedoch mehrere Faschos da. Kommentar der Türsteher: Die müssen da irgendwie an der Kontrolle „vorbeigewischt“ sein, sonst wären die nicht reingekommen. Fragt sich nur, warum es keinem Linken gelungen ist, an der Kontrolle „vorbeizuwischen“.

Hagen Main und Conny Lingus