Studentenstreik‘s Folgen

Der Streik an den Unis ist ja beendet, und aller Orten kehrt wieder ”business as usual” ein. Die Studis müssen jetzt wieder eifrig lernen und Prüfungen bestehen, damit sie nicht den Anschluß verlieren im allgemeinen ”rat race” um Qualifikation und Bessersein. Ja, ja, der globale Wettbewerb ist gnadenlos, und wenn normalmensch jetzt reinhaut, dann er/sie- gattert mensch sich vielleicht einen guten Platz unter dem Tisch des internationalen Großkapitals – für die treuen Hunde, die das System so oder so mittragen, fallen doch die besten Brocken ab.

So ist leider die bedauerliche Grundeinstellung der meisten Studis (und anderer), welche ja auch so effektiv verhindert, daß wirklich mal was passiert: Solidarisierung mit ArbeiterInnen und Streiks überall und wild und fröhlich und Aufbruchstimmung und Tänze auf dem Pflasterstein überall und allerorten – an und in Unis und Europas und weltweit – beim Teutates!!

Nun ja, wir bleiben realistisch (was immer das sei), verpassen Sonntagabend die Lindenstraße nicht und schreiben ein paar Zeilen für eine alternative Stattzeitung, um unser Gewissen zu beruhigen… oder …???

Halt!! Stop!! Da gab‘s ja doch noch was zu berichten von der Revolution, die jetzt ein wenig verborgener weiterschwelt… (und sie brennt doch, die Lunte).

Da gibt es nämlich Berichte von vielen, während der Streiktage in‘s Leben gerufenen Arbeitsgruppen, die jetzt einfach weitermachen und zwischenzeitlich auch mal ne richtige Aktion durchführen.

Nun, das birgt zumindest die Hoffnung, daß er ein bißchen aufgewacht ist, der deutsche Student, und sich in diesen Arbeitsgruppen diejenigen finden und gegenseitig motivieren, die dann in ein paar Jahren in der Lage sind, sich mit ganzem Herzen (und dem gnadenlosen Verzicht auf Lindenstraße) einem Kampf um eine andere Gesellschaft zu widmen und dadurch auch die breite, träge Masse (hmmpf, ich hab eigentlich auch keinen Bock mehr zu schreiben – lieber ´n Computerspiel?) mitreißen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und Bla Blabla…

Was ich eigentlich sagen wollte:

In Düsseldorf (H. Heine – Uni) hat sich eine ”Anarchistische Studierendeninitiative gebildet, die sich im Semester jeden Donnerstag um 18 Uhr im Unicom trifft und in den Semesterferien bisweilen im Café Modigliani, Wissmannstr. 6 – Nächster Termin: 2. April 1998 um 19 Uhr.

An diesem Termin soll dann auch über die Gründung eines ”Hochschulsyndikats” gesprochen werden; so ne’ Art Gewerkschaft für Studis und stud. Hilfskräfte, die aber ohne Funktionäre und verwaltendem und institutionalisierendem Überbau sich auf die Organisation in kleinen Zellen begrenzt, die in sich autonom sind, aber in Solidarisierung und Vernetzung mit anderen kleinen Gewerkschaftsgruppen eine enorme Effizienz erzielt.

Kampfmittel solcher Gewerkschaften ist nicht ”sozialpartnerschaftliches” Geklüngel der eigenen Krawattenträger mit denen des Klassenfeinds, sondern die Direkte Aktion: Streik, Boykott, Uni- und Arbeitsamtsbesetzungen, Demos und viele andere von der Kreativität der Aktiven bestimmten Aktionen.

Solche Gewerkschaftsgründungen finden zur Zeit in vielen anderen Unis in der BRD statt, aber nicht nur dort – zumal die Uni – Gruppen auch offene Anlaufstellen sind für viele in der Isolation des Wettbewerbs steckende Beschäftigte.

Eine gute Sache- und Ihr LeserInnen und Lesers seid JETZT dazu aufgefordert, auch Euren werten Hintern hochzukriegen und Euch in Solidarität und Freiheit mit anderen zu organisieren – konsumiert nicht nur die tacheles – macht selber Druck – berichtet hier von Euren kreativ-fröhlichen Aktivitäten und bringt damit Kraft und Motivation in einen außerparlamentarischen Widerstand, der bitter nötig wäre, wenngleich oppositionelle Arbeit immer schwerer wird – der große Lauschangriff dient ja nur dazu den erwarteten Widerstand gegen den Neo-Kapitalismus zu brechen.

Ana Xia