Hexenverfolgung: Ein dunkles Kapitel der Frauengeschichte

Da gerade die Zeit der Hexenverfolgung in den Geschichtsbüchern allzu gerne totgeschwiegen wird, ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und dieses schreckliche Verbrechen, welches mehr als Tausende (1) von Frauen in der damaligen Zeit zu Tode gebracht hat, in die Öffentlichkeit zu bringen. Bezeichnend sind schon die Assoziationen mit dem Wort „Hexe“: „Du alte Hexe…“, „Wie verhext…“, „Du siehst aus wie eine Hexe…“. All diese Aussprüche werden zumeist negativ empfunden, wenn sie gegen eine selbst gerichtet sind. Keine will die Hexe sein – bis zu dem Punkt an dem frau sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Inzwischen bin ich stolz auf die Hexe in mir.
„Hexe“ – was sagt uns das? Wahrscheinlich taucht das Bild einer kleinen, buckligen, häßichen alten Frau mit krummer Nase und Warze darauf, auf. Es ist fast unglaublich, daß Jahrhunderte nach der Hexenverfolgung durch die Kirche, unseren Kindern – und nicht nur denen – noch dieses Bild durch Kinderbücher, Erzählungen, Weihnachtshexenhäusern und dergleichen vermittelt wird. Auf subtile Art und Weise wird uns weisgemacht, daß das Böse in jeder Frau steckt. Gut zu erkennen ist der Zusammenhang in dem Märchen „Hänsel und Gretel“. Die beiden Kinder haben die Hexe verbrannt. Als sie aus dem Wald kommen, ist die „böse Stiefmutter“ tot. Jeder Mensch erkennt hier den Zusammenhang. Ich hatte als Kind immer Angst vor Hexen und Stiefmütter waren mir auch nicht ganz geheuer. Wenn sich dieses Bild einmal im Kopf festgesetzt hat, ist es schwierig nachzuvollziehen, daß es sich bei den Hexen um Frauen gehandelt hat.

Die Hexe im Mittelalter

Die Frau verkörperte die Natur. Sie war es, die Kinder gebar sozusagen „Früchte“ aus ihrem Leib schenkte. Im Zuge der Zivilsaton wurde von Mann erwartet, sich die “ Natur“ untertan zu machen, sie zu beherrschen Mit dieser Weltanschauung war es natürlich leicht, die Frau als Objekt zu betrachten und nicht als gleichwertigen Menschen. Der Vernichtung stand kein Argument im Wege. Es kristallisierte sich aber auch die Angst der Männer heraus. Angst vor der mächtigen, in Wirklichkeit nicht zu kontrollierenden Natur. Erst wenn man(n) sich von der Natur distanzierte konnte man(n) Macht darüber gewinmen.
In der damaligen Zeit gab es einen Kampf zwischen zwe verschiedenen Mächten: Die Macht der Kirche und im Gegensatz dazu, die der alten Zeit, der Glaube an die Mage In vorchristlichen Zeiten glaubten die Menschen an Götter und Dämonen. Mit Hilfe der Schamanen und Hexen hatten die Menschen Zugang zu ihren Göttern. Die Volksmedizin war in Frauenhand und versprach Hilfe in alen Lebenslagen. Hexen kannten sich aus mit Kräutertrunk. Dieses Wissen konnte für viele Lebensbereiche genutzt werden. Krankheiten konnten geheilt werden, die Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung wurde von den Hexen befrauscht. Die Lust auf Rausch gibt es wahrscheinlich so lange, wie es Menschen gibt. Diese Lust auf Rausch wußten die Hexen auch zu stillen. Es gab natürlich auch die „gefährliche Medizin, z. B. den todbringenden Pilz. Allein diese gefährliche Macht sah die Kirche. Das ganze Wissen der Frauen wurde in gut und böse, schwarz und weiß eingeteilt. Die Kirche hackte auf dem „Bösen“ herum und brachte die weisen Frauen in Verruf, um sie dann endgültig zu vernichten. Die Frauen, welche magische Fähigkeiten erworben hatten, wurden von ihren Verfolgern völlig verkannt. Ihre Profession wurde als weibliche „Potenz“ definiert und diese Potenz galt es zu vernichten.

Moderne Wissenschaft contra Magie

Die moderne Wissenschaft bahnte sich hren Weg. Das mächtige Verhältnis der Frauen zur Natur stand der Wissenschaft im Wege. Die Wissenschaft sollte nicht ihren Ursprung in der Magie haben. Somit wurde die Vernichtung der Magie von größter Wichtigkeit. Dies wurde auf dem Rücken der Frauen ausgetragen. Ihr magisches Wissen wurde in den Schatten gestellt. Einer der Wengen, der den Zusammenhang nicht leugnete, war Paracelsus. Er teilte öffentliche mit von wem er sein Wissen erlangt hatte und benannte Hirten und Hexen. Er war jedoch eine große Ausnahme unter den Wissenschaftlern

Frauenkultur

Im Mittelalter lebten Viele Frauen unabhängig vom Mann. Frau lebte oftmals mit Frau zusammen und die Männer spielten eine nicht allzu große Rolle im Leben dieser Frauen. Sie waren finanziell unabhängig, lebten in einer Dorfgemeinschaft oder mit Verwandten zusammen. Sie hatten die Möglichkeit in ihren Bereichen ihr Brot zu verdienen. Es gab noch eine Frauenkultur. Diese beinhaltete spezielle Frauenfeste wie z. B. Geburtsfeste, Kindbettfeste usw . Diese können als letzte Bruchstücke der matriarchalen Kultur verstanden werden. Frauen, welche in Frauenzimmern der Burgen lebten oder in Fronhöfen, waren nicht verheiratet. Sie wurden hoch geachtet. Sie hatten fast den gleichen Status wie der Mann. Das sollte durch die Hexenverfolgung geändert werden. Ungeachtet des Alters, Standes etc. wurde ab dem 14. Jh. jede Frau, welche sich nicht unterordnete, verfolgt.

Hexenprozesse

Die Qualen, welche Verfolgte im Mittelalter zu erdulden hatten, sind kaum nachzuvollziehen. Wenn eine Frau der Hexerei beschuldigt und eingekerkert wurde, hatte sie die Kosten zu tragen, selbst wenn sie freigesprochen wurde. Frauen welche verbrannt wurden mußten ihre eigene Verbrennung bezahlen. Dies hieß, daß das ganze Hab und Gut der Frauen in Kirchenbesitz überging. Den verfolgten Frauen stand noch nicht einmal ein Anwalt zur Seite. Hunderttausende von Menschen fielen diesen Hexenprozessen zum Opfer. Teilweise waren auch Männer betroffen, die sogenannten Ketzer. Sobald Kritik geäußert wurde, konnte mensch sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. Auf dem Weg zum Scheiterhaufen mußten Frauen zum Schweigen gebracht werden. Bevor jemand die Wahrheit über die Folterungen erfuhr, wurden ihnen die Zungen herausgeschnitten. Sexuelle Gewalt stand an der Tagesordnung. Inquisitoren und Henker benutzten die Frauen, um ihre perversen sexuellen Gelüste auszuleben. Darunter fällt z. B. das Verbrennen der Genitalien und Brüste der Frauen und Mädchen.

Hexenverfolgung hatte System

Bedacht werden muß, daß es aus der Zeit der Hexenverfolgung keine Texte von den Frauen selbst gibt. Die ganzen Schriften stammen von Richtern, Henkern etc., also von den Verfolgern der Frauen. Aus ihren Schriften geht eindeutig hervor, daß jede Frau eine potentielle Hexe war. Es kann also nicht von einer Randgruppenverfolgung (Hexenbund) gesprochen werden, die so manche Tat in ein anderes Licht rücken könnte, sondern es war die Verfolgung des weiblichen GeSchlechts!
Malleus maleficarum – „Der Hexenhammer“ (zum ersten mal 1487 erschienen) ist einer der deutlichsten schriftlichen Beweise. Im ersten Teil des Hexenhammers wird auf eine ganz platte Art und Weise begründet und belegt, warum die Frau keinen Glauben (an Gott) habe.
„…Das Wort FEMINA nämlich kommt von fe und minus (fe = fides, Glaube, minus = weniger, also femina = die weniger Glauben hat), wei sie immer geringeren Glauben hat und bewahrt, und zwar aus ihrer natürlichen Anage zu Leichtgläubigkeit, mag auch infolge der Gnade zugleich und der Natur der Glaube in die hochgebenedeiten Jungfrau niemals gewankt haben, während er doch in allen Männern zur gleichen Zeit des Leidens Chrst gewankt hatte. Also schlecht ist das Web von Natur, da es schneller am Glauben zwefelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für Hexerei ist.“ (Jacob Sprenger/Heinrich Institorus, 1982, S. 99 ff.)

Dies ist nur eines von vielen Zitaten, welche belegen, wie einfach es sich die Kirchenmänner gemacht haben. Solche einfachen und platten Begründungen reichten aus und das Volk schluckte sie. Anfänglicher Widerstand war schnell gebrochen. Ganz Europa spielte über mehrere Jahrhunderte dieses grausame Spiel. 1300 – 1400 gab es die ersten Prozesse gegen Hexen und Zauberer. Schon vorher wurden Ketzer und sogenannte „gefallene“ Engel verfolgt. Die letzte bekannte Hexenhinrichtung fand 1793 in Polen statt. Das ist erst zwei Jahrhunderte her – beāngstigend!
(gekürzte Fassung einer Hausarbeit)

Patricia

(1) Es ist bis heute umstritten, wieviele Menschen der Hexenverfolgung tatsächlich zum Opfer fielen. Manche Forscherinnen gehen von einigen Millionen Frauen und Männern aus, die in ganz Europa ermordet wurden.