Rechte Vordenker als “Ehrengäste” bei Kissels 80jährigem Geburtstag

“Nationaler Wahn im Plenarsaal des Landtags” titelte die “Badische Zeitung” am 18. März anläßlich eines Auftritts von Alfred Mechtersheimer bei der REP-Landtagsfraktion im Stuttgarter Landtag.

Die “Badische Zeitung” weiß auch von “drei stattlichen Kerlen” zu berichten, die streng darauf achteten, daß kein Störer in das Gebäude kommen konnte.

Rund 200 Zuhörer lauschten dem Einigungspropheten des rechtsextremen Lagers, der zum Thema “Multiethnische Entwicklung und Demokratiegebot” sprach.

Seine Rede nutzte Mechtersheimer zur Stimmungsmache gegen Nichtdeutsche.

So erklärte er, daß eine funktionierende Demokratie “ethnische Homogenität” voraussetze: Ausländer, egal ob mit oder ohne deutschen Paß, “schwächen die Demokratie”.

Die “Badische Zeitung” in ihrem Fazit zum Mechtersheimer Auftritt: “Mechtersheimer überzieht, verkürzt und kocht so aus den giftigen Kräutern der Fremdenfeindlichkeit ein gefährliches Süppchen, das die erkennbare ‘Angst’ seiner Zuhörer vor ‘Überfremdung’ zum ‘Wahn’ zu steigern vermag. Der ‘Plenarsaal des Landtags’ erlebte an diesem Abend eine ‘Debatte der besonderen Art’.”

Einen seiner letzten großen Auftritte hatte Mechtersheimer anläßlich des 80. Geburtstags des Solinger Bauunternehmers Günther Kissel, wo er die Laudatio auf den Jubilar auf Schloß Burg halten durfte.

Bejammert wurde von Mechtersheimer, daß “die Seele der Deutschen gebrochen” und die “Überlebensfähigkeit” der deutschen “Gemeinschaft” bedroht sei. Finanzielle Unterstützung von strukturschwachen Staaten und Beiträge an die EU bezeichnete Mechtersheimer als “Ökonomische Ausbeutung” bzw. als “Reparationen”.

In der Zuwanderung von Nicht-Deutschen in die Bundesrepublik sieht Mechtersheimer “die für den Bestand und den sozialen Frieden unabdingbare Homogenität der Bevölkerung aufgehoben”.   Heute,   so   der   “Friedens-forscher”, finde nach 1945 “eine weitere Vertreibung von Deutschen statt und zwar aus ihren Stadtteilen”.

An Kissel bewundert Mechtersheimer, daß der sich “den Glauben an Deutschland” nicht habe nehmen lassen.

Zugegen bei der Geburtstagsfeier waren auch Werner Haverbeck, ab 1932 in der HJ-Reichsjugendführung für die weltanschauliche Schulung und Kulturarbeit verantwortlich, und Armin Mohler (“Ich bin ein Faschist”), Mentor der sogenannten “Neuen Rechten”, – beide von Mechtersheimer als “verdiente Männer” bejubelt, “die sich aufgerieben haben im Kampf für die nationale Sache und die unbeugsam allen Anfeindungen widerstanden haben”.
(Quelle “Blick nach Rechts” Nr. 07/97)

Angesichts dieser “hochrangigen” Vertreter anlässlich Kissel‘s 80jährigem auf Schloß Burg muß die Frage gestellt werden, wieso es immer noch Leserbriefschreiber im Solinger Tageblatt gibt, die von den “guten Absichten” des “ehrenwerten Bürgers” überzeugt sind.

Erschreckend ist aber auch, daß es kaum öffentlichen Widerspruch zu der Pro-Kissel-Kampagne gab, was wiederrum “Wasser auf die Mühlen” vieler Unverbesserlicher ist.

Die Geheimhaltung sowie Wahl des Veranstaltungsortes sprechen für sich.

SOS Rassismus