Notwendigkeit weiterhin fragwürdig

Neubau der B229n beschlossen

Die Städte Langenfeld und Solingen halten weiterhin an dem Neubau der B229 vom Autobahnkreuz Langenfeld nach Landwehr fest, obwohl der verkehrliche Nutzen immer mehr an Glaubwürdigkeit einbüßt. So kommen sowohl die Verkehrsentwicklungspläne von Solingen und Langenfeld als auch die vorhandene Umweltverträglichkeitsstudie zu dem Schluß, daß der Straßenneubau nur Sinn ergibt, wenn er auch bis zur Viehbachtalstraße in Ohligs (L4O5n) verlängert wird. Doch diese ist nach einer Koalitionsvereinbarung der neuen rot-grünen Landesregierung wohl endgültig gestorben.

Straße führt mitten durchs Grüne

Die geplante Trassenführung geht vom Langenfelder Autobahnkreuz (A3, A542) durch die Leichlinger Sandberge, vorbei an der denkmalgeschützten Kapelle St. Reinoldi (15. Jhd.) durch das Feuchtgebiet (und Hofschaft) Holzkamp bis zur Eisenbahnbrücke in Landwehr. Sie führt auf Solinger Seite ausnahmslos durch Landschaftsschutzgebiet und würde, obwohl nur 2spurig geplant, durch die enorme Breite von 12m eine erhebliche Landschaftsfläche versiegeln. Außerdem führt sie in unmittelbarer Nähe an der Hofschaft Rupelrath vorbei und beeinträchtigt mit ihrer Lärm-, Staub- und Abgasbelästigung eine zur Zeit ruhige und beschauliche, typisch bergische Hofschaft, die in ein gewachsenes Landschaftsbild eingebunden ist.
Der Landschaftsbeirat Solingen forderte in seiner letzten Sitzung eine aktualisierte Umweltverträglichkeitsprüfung, in der alle sechs möglichen Trassenvarianten und auch die Nullösung untersucht werden. Überhaupt erscheint die bisher unterlassene Untersuchung einer möglichen Beibehaltung des bestehenden Autobahnanschlusses höchst merkwürdig. Der Erhalt oder gegebenenfalls der Ausbau der Auffahrt, was ja zweifellos die billigste und einfachste Lösung wäre, ist noch immer nicht hinreichend untersucht worden. So ist die Schließung der Autobahnabfahrt Hardt nach dem Planfeststellungsbeschluß für die A3 von 1979 nur vorgesehen, wenn die A542 nach Solingen weitergebaut wird. Das heißt, nur mit dem Bau der B229n wird die Vorraussetzung für die Schließung der Abfahrt geschaffen und nicht umgekehrt.

Es drängt sich wieder einmal der Verdacht auf, daß hier keine Verkehrsprobleme gelöst, sondern planerische Träume verwirklicht werden sollen. Auch die sogenannte „Entlastung” der Anwohnerlnnen an der Auffahrt, kann kein wirkliches Argument für eine neue Straße sein. Es würde keine Verkehrsreduzierung, sondern nur eine Verkehrsverlagerung erzielt werden. Betroffen sind dann halt nicht mehr die AnlegerInnen in der Hardt, sondern die BewohnerInnen der Hofschaften Rupelrath und Holzkamp. Insgesamt würde sich wahrscheinlich sogar eine Zunahme des Verkehrs einstellen.

Fortsetzung der Salamitaktik

Der Ausschuß für Stadtplanung und Verkehr sprach sich nun, entgegen der Empfehlung des Landschaftsbeirates nur für eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung der von ihm empfohlenen Trassenführung aus. Diese endet östlich der Bahnlinie an der Unterführung Landwehr, und es ist zu befürchten, daß dort die Verkehrssituation erheblich verschämt wird. Es scheint also, daß wieder einmal die schon so oft angewendete Salamitaktik zum Einsatz kommt. Erst wird ein Teil einer Straße gebaut, dadurch entstehen neue Verkehrsprobleme und schon kann man den Bau eines neuen Teilstückes fordern, in diesem Fall die Verlängerung bis zur Viehbachtalstraße (L4O5n).
Daß die augenblickliche Belastung für Aufderhöhe durch den Durchgangsverkehr schon sehr stark ist, kann andererseits auch nicht verwundern. Noch immer leiten Hinweisschilder den auswärtigen Durchgangsverkehr von Langenfeld kommend, über Aufderhöhe in Richtung der Stadtteile SG-Mitte Wald und Merscheid. Die Steuerung des Verkehrs über die Bonner Straße und Viehbachtalstraße – die ja eigentlich dafür gebaut worden ist – scheint für die Stadt Solingen ein unlösbares Problem zu sein.

Ernie