Die nationalen Interessen der USA im Irak-Konflikt

Im Golfkrieg 1991 wurde die Friedensbewegung von der Bürgerlichen Presse wegen ihrer Losung ”Kein Blut für Öl”, als verkürzt denkende, linke Ideologen und heimliche Freunde des irakischen Diktators geschmäht. Wenn heute die gleiche Journaille, wie das Solinger Tageblatt vom 26.2.1998, schreibt: ”Wie aber sehen die (gemeint sind die nationalen Interessen der USA – d. Verf.) aus, in einem Tausende von Meilen entfernten Land? Die Antwort ist einfach, hat auf deutsch nur zwei Buchstaben und lautet: Öl.”, erfüllt einen dies schon mit einer gewissen Genugtuung. Die Befriedigung, Recht behalten zu haben, mischt sich jedoch sofort mit einem mißtrauischen Gefühl über das Wie und Warum dieser späten, aber dafür recht radikalen Einsicht dieser Lohnschreiber des Kapitals. Insbesondere wenn in der benannten Analyse dieses Artikel es weiter heißt: ”Amerikanische Firmen, vor zehn Jahren noch Partner Nummer eins beim irakischen Export, sind dabei ebenso aus dem Spiel wie die Konkurrenz aus Großbritannien, treuester Bündnispartner im Konflikt mit Bagdad. Zwar hätten beide damit bei einem Bombardement Iraks zunächst am wenigsten zu verlieren – was die Entschlossenheit in Washington und London zu einem Militärschlag zum Teil erklären mag.”

Dies wird in dem Zusammenhang festgestellt – und dabei handelt es sich immer noch um ein Zitat aus dem bürgerlichen ”Tageblatt” und nicht aus dem linken Kampfblatt ”Junge Welt”, daß sich ”vor allem französiche und russische Unternehmen – allen Drohungen aus Washington zum Trotz – die Erschließung und Förderung von mehr als 20 Milliarden Barrel gesichert” hätten.

Derartige Einsichten, Konflikte auf der Grundlage materieller Interessen zu beurteilen zählte bisher nicht gerade zur Stärke dieser Klientel. Also befürchtet der unbelehrbare Marxist selbstverständlich eine andere Ursache in diesem Sinneswandel. Könnte da nicht etwa, nach der vermeintlichen Schlappe der US-Imperialisten gegenüber dem Kurdenschlächter Saddam Hussein, ein Sinneswandel in der deutschen Politik eingetreten sein? So etwa nach dem alltem Motto: ”Wenn sich die Amerikaner und Engländer dieses Geschäft versaut haben, könnten wir doch mit den Franzosen und Russen da einsteigen.”

Im Irak liegt hinter Saudi-Arabien das zweitgrößte Erdölreichtum und weil es ”auf der Hand liegt, daß die energiefressende größte Industrie- und Autofahrernation der Welt  ein vitales Interesse am dauerhaften, gesicherten Zugang zu billigen Erdöl hat”(immer noch Zitat ”Solinger Tageblatt”), wären die Deutschen doch allzu blöd, sich diesen ”big point” durch die ”Lappen” gehen zu lassen.

H. O. Bones