Spielplätze in der Innenstadt: Mangelware!

Eltern mit kleinen Kindern werden es schon lange gemerkt haben, jetzt ist es amtlich: In Solingen gibt es zu wenige Spielplätze, die vorhandenen werden zum Teil noch verplant, ohne daß ausreichender Ersatz geschaffen wird. In einer Vorlage zum Jugendhilfeausschuß kritisiert das Jugendamt die Planungen zur Entwicklungsmaßnahme „Südliche Innenstadt/HBF“: Über die vom Rat am 12.12.1996 beschlossene Maßnahme schreibt es: „Die dargestellten Maßnahmen stellen erhebliche Eingriffe in die Spielplatzsituation der südlichen Innenstadt dar.“ So soll der Spielplatz HBF(Hauptbahnhof) an seinem bisherigen Standort verschwinden und ein paar Meter weiter kleiner wieder aufgebaut werden. Der Bolzplatz soll dabei ersatzlos entfallen.

Beim Spielplatz Birkenweiher wird „die Nettospielfläche verringert und Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt“: Hier sollen in den Park am Birkenweiher zusätzliche Wohnhäuser gebaut werden. „Durch das Fehlen jeglicher Abstandsflächen (heute 30m zur Wohnbebauung) würde das heute vorhandene Nutzungspotential entwertet. Aus einem traditionellen Spielplatz mit Parkanlagencharakter für Nutzer aller Altersklassen würde ein Spielplatz in einem Wohninnenblock entstehen, auf dem Einschränkungen der Nutzungen (Spielwert), Selektion der Altersgruppen und andere Einschränkungen die Folge sein werden.“

Der Clou bei diesem tollen Stück Innen-stadtattraktivierung: Nach einer Richtlinie des Innenministeriums NRW wird der Richtwert für die städtische Bereitstellung von Kinderspielplatzfläche im Bereich Innenstadt/Südliche Innenstadt heute nur zu 58% erreicht, nach der vorgesehenen Entwicklungs-maßnahme werden nur noch 32% der notwendigen Spielplatzfläche vorhanden sein.Der Jugendhilfeausschuß beschloß denn auch , die Verwaltung zu beauftragen, „vor planerischer Inanspruchnahme und Einschränkung bestehender Spielflächen im  Innenstadtbereich konkrete Ersatzflächen im Innenstadtbereich zu benennen und entsprechende Konzepte vorzulegen.“

Es ist allerdings sehr fraglich, welchen Sinn es machen soll, einen bestehenden gutgenutzten Park zu verkleinern, den vorhandenen gut angenommenen Spielplatz am Bahnhof zu verkleinern um einige Meter zu verlegen und anschließend neue Flächen zu suchen, um diesen Eingriff auszugleichen. Konsequent wäre gewesen, hätte der Jugendhilfeausschuß den Rat aufgefordert, die Planungen so zu ändern, daß keine Spielflächen mehr verschwinden müßten.

Bis jetzt ist auch völlig offen, ob überhaupt ein späterer Ausgleich erfolgen wird. Schaut mensch sich den Stellenwert von Spiel- und Grünflächen in der Stadtplanungspolitik an, werden ernste Zweifel aufkommen: So ist bis heute  unklar,  ob  die  Funktion  des  Mühlenplatzes als Ort des Spielens (Streetballanlage, Freiraumnutzung …) ausgeglichen wird. In Ohligs ist eine große Spielfläche an der Sauerbreystraße mit Gebäuden überplant (auch hier ist der Jugendhilfeausschuß zurecht nicht mit der angedachten Alternative am weit entfernten Schützenplatz zufrieden). In vielen Bebauungsplangebieten werden Spielplätze zwar eingeplant aber nie verwirklicht. So kommt es, daß der vom Land festgesetzte Richtsatz für Kinderspielflächen nicht nur in der Südlichen Innenstadt, sondern an vielen Stellen der Stadt unterschritten wird. Vom Verlust der ursprünglichen Spielflächen, wohnungsnahen Wiesen und Waldflächen gar nicht zu reden.