Neue Innerlichkeit: Radikale Therapie

Ein Selbsthilfekonzept auch für Solingen und Wuppertal

Was ist das :  Radikale Therapie?

Der Begriff „Radikale Therapie“ hört sich vielleicht erst einmal abschreckend an, das was hinter diesem Begriff steckt ist es aber gar nicht.

Dieses Konzept fördert die Entwicklung und Einübung fundamentaler sozialer Verhaltensweisen, sowie die Unterstützung und Entfaltung des Einzelnen innerhalb einer Gruppe. Das, was sich ganz selbstverständlich anhört ist es aber nicht. Allzuoft herrscht im Alltag und in Gruppen das Recht des Stärkeren, Leistungsdruck und mechanisches Denken, werden menschliche Bedürfnisse zugunsten von Sachen und ihren vermeintlichen Zwängen geopfert. Menschliches Verhalten wird so deformiert und der Mensch sich selbst entfremdet.

Demgegenüber setzt RT auf die Unterstützung von Personen, Zuhören, Aufmerksamkeit, spontanen Ausdruck, (selbst)loben, Vertrauen, Ehrlichkeit, Selbstverantwortung, Spielen, Singen, Lachen, solidarische Kritik, liebevolle Begegnung, Veränderungsbereitschaft, Nähe. Allerdings macht RT auch nur dann Sinn, wenn sich Menschen eingestehen (können), daß ihr Umgang mit sich selber, mit anderen, mit der Arbeit, mit der Natur, (…) unbefriedigend ist und sie dazulernen wollen, Strukturen und Verhaltensweisen (aus eigenem Antrieb) in Frage zu stellen“ (Das Kommunebuch, S. 277).

Woher kommt die „Radikale Therapie“?

Das „Radikale“ an diesem Konzept resultiert aus seinem geschichtlichen Ausgangspunkt als Infragestellung der herrschenden Psychiatrie: „Die Ursprünge des Selbsthilfetherapiekonzeptes liegen in der Radikalen Psychiatrie Bewegung, die 1968 in Berkeley (USA) getragen durch die StudentInnenbewegung entstand. Der Machtmißbrauch der Psychiatrie wurde angegriffen(…). Aus dieser Bewegung entstanden Therapiegruppen, die z.B. mit Techniken der Transaktionsanalyse arbeiteten. Diese Gruppen arbeiteten jedoch noch mit PsychiaterInnen. Das Selbsthilfemodell der RT ist eine niederländische Erfindung. Dort kombinierten Mitte der 70er Jahre Feministinnen ihre Erfahrungen aus Selbsthilfegruppen mit den Ideen und Theorien der Radikalen Psychiatrie und des Re-evaluation Counseling und nannten das Konzept FORT (übersetzt: Frauen üben Radikale Therapie). MRT (Männer üben Radikale Therapie) ist eine Neuentwicklung des FORT-Konzeptes für Männergruppen(…)“ (Das Kommunebuch, S. 277f.).

Wie ist RT aufgebaut?

RT wird in Gruppen eingeübt, die sich in regelmäßigen Abständen abends treffen. Der Abend wird durch verschiedene, festgelegte Gruppenrunden strukturiert.

Zu diesen zählen :

  • das Blitzlicht, wo mensch kurz mitteilt, wie es ihm im Moment geht,
  • Gutes und Neues, wo das, was der Betreffende in der letzten Woche in dieser Hinsicht erlebt hat, kurz erzählt wird,
  • die Grollrunde, wo Wut, Ärger und Frust über andere Gruppenmitglieder bewußt gemacht, ausgesprochen und entladen werden,
  • die Gespinsterrunde, wo Gedanken über andere aus der Gruppe geäußert werden, um Beziehungen zu klären, unzutreffende Übertragungen von sich auf andere aufzudecken und die Intuition zu schulen,
  • Schmuserunde, wo jeder Anerkennung (auch für sich selbst) geben und erhalten kann
  • die Arbeitszeit, in der einzelne Menschen die volle Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe erhalten. Sie bearbeiten die für sie wichtigen und aktuellen Themen und wählen sich eine Person zur Unterstützung.

„Ob und wie diese Elemente eingesetzt werden, entscheidet jede Gruppe für sich…
Zwischen diesen festen Runden gibt es auch Zeit für Körperarbeit, Massagen, Spiele, Phantasiereisen, Tanzen, Yoga, u.ä. . Teilweise wird auch themenbezogen gearbeitet, z.B. einen Abend über Sexualität, Trennung, Vater-Mutterschaft, Eltern, etc. …“ (Das Kommunebuch S.280).

Da RT ein Selbsthilfekonzept ist, wird die Leitung der Gruppe (2 Leute) regelmäßig gewechselt.

Wenn sich eine neue Gruppe zusammenfindet, die mit diesem Konzept arbeiten will, wird versucht, ihr in einer Anleitungsphase von Menschen aus bereits bestehenden Gruppen die wichtigsten Bestandteile des RT-Konzeptes in Theorie und Praxis zu vermitteln. Dies geschieht in der Regel an zwei Wochenenden und ist prinzipiell kostenlos (außer evtl. Fahrtkosten).

Wir, das ist eine gemischte Gruppe v.a. aus dem Raum Solingen/Wuppertal haben Ende letzten Jahres dieses Konzept bei dem Besuch einer größeren Lebensgemeinschaft, die damit schon länger mit gutem Erfolg arbeitet, kennengelernt und wollen damit jetzt auch hier arbeiten. Deshalb wollen wir in allernächster Zeit mit einer Frauen- und mit einer Männergruppe beginnen und suchen noch motivierte Menschen dafür. Interessenten wenden sich bitte an

Sonja (Frauengruppe, Telefon 0212/200719) und Christof (Männergruppe, Telefon 0212/54202). Bitte meldet euch bald!

Christof Quack