Schmitt wieder aktiv: Kommt es erneut zu einer braunen Kaderschmiede in Solingen?

Seit dem 1. Juli 98 fungiert Bernd Schmitt als sportlicher Leiter einer Kampfsportschule in Solingen an der Burgstraße. Das 400 Quadratmeter große ”Sportstudio für Selbstverteidigung – Gym 2000” hat die Solinger Gerüstbau-Unternehmerin Christel Müller angemietet.

Die bis zum Brandanschlag von Schmitt betriebene Kampfsportschule Hak Pao in Gräfrath war ein wichtiger Treffpunkt und Trainingsort für Nazis in Solingen.

Gegen den erneuten Aufbau einer Kampfsportschule mit Schmitt gab es Proteste bei der Demonstration zum 5. Jahrestag des Brandanschlages am 30. 5. 98 und bei einer Kundgebung 25. 6. 98 an der Burgstraße.

Was spielte sich bei Hak Pao ab?

Hier trafen sich Jung- und Altnazis wie die Solinger Bernd Koch, Wolfgang Schlösser, desweiteren der Altnazi Remer und der Aktivist der später verbotenen Nationalistischen Front (NF) Meinolf Schönborn. Am 7. 3. 1992 fand bei Hak Pao eine Schulungsveranstaltung der Nationalistischen Front mit Hak Pao statt.

Laut Bericht des Landesinnenministeriums bestand der von Schmitt gegründete DHKKV (Deutscher Hochleistungs-Kampfkunstverband), dem 180 Hak Pao Mitglieder angehörten, zu 30% aus Rechtsextremisten.

Freitags fand regelmäßig ein Training in der Disziplin Special Forces Combat Karate statt, an dem besonders viele Rechtsextremisten teilnahmen.

Etwa vier mal im Jahr führte die DKI (Deutsche Kampfsportinitiative), die von dem Solinger Rechtsextremisten Wolfgang Schlösser gegründet wurde, in den Hak Pao-Räumen politische Stammtische durch, an denen sich auch etliche Personen aus verschiedenen rechtsextremistischen Organisationen beteiligten.

Schmitt betrieb mit Hak Pao und dem DHKKV Saalschutz für Rechtsextremisten und Nazis. U. a. sind bekannt: Im Herbst 1991 betrieben Mitglieder der Kampfsportschule Hak Pao Ordnerdienste für das Herbstfest der rechtsextremistischen Deutschen Liga für Volk und Heimat. Am 5. 6. 1992 führte der DHKKV unter Beteiligung Schmitts bei einer Veranstaltung der Nationalistischen Front in Bonn mit dem führenden Holocaust-Leugner Ernst Zündel den Saalschutz durch. Am 16. 6. 1992 stellte Schmitt mit ca. 50 Personen den Saalschutz bei einer Veranstaltung der Deutschen Liga. Am 27./28. 6. 92 in Hettendorf schützte der DHKKV das NF-Bundestreffen.

Am 9. 7. 1992 stellte Schmitt die Security bei einer NF-Veranstaltung mit dem Ku-Klux-Klan-Mitglied Kirk Lyons.

Es bleibt die Forderung, Schmitt nicht erneut als Trainer einer Kampfsportschule agieren zu lassen, solange nicht geklärt ist, welche Rolle er damals wirklich gespielt hat und ob seiner Erklärung ”Ich will endlich Ruhe haben”, sowie seiner Absage an jegliche Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten Glauben geschenkt werden kann. Immerhin soll der nach eigenen Aussagen seit einem Jahr nicht mehr auf der Gehaltsliste des Innenministeriums stehende Schmitt seine staatsschützende Funktion u. a. mit Wissen des Chefs der verbotenen NF, Meinolf Schönborn, ausgeübt haben. Außerdem besteht bis heute noch der begründete Verdacht, daß der Staatsschutz über Schmitt eine Neonazistruktur in Solingen aufgebaut hat, ohne die es den Brandanschlag am 29. Mai 1993 eventuell nicht gegeben hätte. Polizeipräsident Köhler, dessen oberster Dienstherr, der ehemalige Innenminister Schnoor, Schmitt eine neue Identität ”in körperlicher Unversehrtheit” versprach, schweigt beharrlich zu schwerwiegenden Vorwürfen wie der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, Strafvereitelung im Amt und Beihilfe zur Volksverhetzung. Aufgrund der Erfahrung des Brandanschlages und der Vorerfahrungen mit den Aktivitäten Schmitts in Solingen, sollte das Jugendamt geeignete Maßnahmen für den Jugendschutz ergreifen, damit die Kampfsportschule an der Burgstraße nicht wie zuvor die Kampfsportschule Hak Pao,  zur Anlaufstelle für rechtsextremistisch orientierte Jugendliche und organisierte Alt- und Neonazis wird.

Das kleine Gespenst