Schnell wie der Rote Blitz

Fahrradkuriere erobern Solingen

Seit Juni gibt es sie nun auch in unserer beschaulichen “Groß”stadt: Fahrradkuriere. Die vier Radler des Roten Blitzes haben sich aus diversen Gründen zusammengetan, um zu beweisen, daß es durchaus auch im Bergischen möglich ist, Fahrrad zu fahren und damit auch Kurierdienste zu erledigen. Transportiert wird dabei alles, was in die absolut regendichten Rucksäcke paßt und nicht schwerer als 10 kg ist, angefangen von den Arztunterlagen und Computerdisketten bis hin zu Druckvorlagen und Grafiken. Der Standardpreis beläuft sich auf 10 DM pro Transport, wobei auch Abopreise möglich sind. Unterstützt wird das Unternehmen zudem durch das Existenzgründerprogramm des Arbeitsamtes, die einen Arbeitsplatz finanzieren und evtl. auch noch einen zweiten fördern wollen.

Lebten die vier anfangs hauptsächlich von Mund–zu–Mund–Propaganda, so ist mittlerweile nach 3 Monaten Einsatz schon ein Aufwärtstrend in der Auftragslage zu erkennen. Und wenn die traditionell flaue Sommerpause erst einmal vorbei ist und die kalte Jahreszeit ansteht, beginnt erst die Stunde der Fahrradkuriere. Dann nämlich, wenn sich aufgrund des Schmuddelwetters keiner mehr auf die Straße traut, die Radler aber immer noch in die Pedale treten – schlechtes Wetter? Gibt’s nicht!.

Ökologisch schnell preiswert

Einen besonderen Service bieten die vier Blitze für Privatpersonen an. Es werden nicht nur Rezepte beim Arzt abgeholt, sondern auch einmal der Einkauf für die Nachbarin erledigt. Zudem wird ein umfassender Service angeboten. Nachdem die Bestellung per Telefon (23 11 800) beim Roten Blitz eingegangen ist, wird diese per Funk an die im Einsatz befindlichen Kuriere weitergeleitet und von diesen sofort erledigt. Gegenüber den Autokurieren liegt der Vorteil des Fahrrades neben der Umweltfreundlichkeit auch in der besonderen Schnelligkeit auf den Kurzstrecken. So ist laut einer Messung Münchener Fahrradkuriere das Fahrrad bei innerstädtischen Fahrten unter 7 km schneller als das Auto! Erst ab 12km liegt das Auto vorne. Daß diese Rechnung auch durchaus bei uns Geltung hat, kann eigentlich jeder geübte Radfahrer bestätigen, denn nach jedem Berg geht es diesen schließlich auch wieder herunter und wer genügend geeignete Abkürzungen kennt, kann sich gerade in Solingen schnell fortbewegen.

Solinger Radwege ein Trauerspiel

Kein gutes Haar lassen die Kuriere allerdings an den Solinger Verkehrsverhältnissen. Nicht nur daß die Solinger Straßen fast ausnahmslos auf die Bedürfnisse der “Kraft”fahrzeuge ausgerichtet sind, die FahrzeughalterInnen zeichnen sich zudem durch in eine resolute Ignoranz gegenüber den schwächeren VerkehrsteilnehmerInnen aus. Auch wenn die vier Blitze schon Fahrradkurier-Erfahrung in Düsseldorf gesammelt haben, besteht der Vorteil des dortigen doch sehr hektischen Verkehrs darin, daß die DüsseldorferInnen einfach eine größere Toleranz als die Solinger vorweisen, die sich durch eine sagenumwobene Sturheit auszeichnen – z. B. wenn es darum geht, vor einer Ampel ja weit genug rechts ranzufahren, damit garantiert keiner mit dem Rad vorbeirollen kann.

Auch die neu angelegten Radwege weisen eine Unzahl von negativen Elementen auf, angefangen von der Tatsache, daß diese einfach nicht auf den Bürgersteig gehören, diese sich dann zudem durch immens hohe Bordsteinkanten auszeichnen und auch schon einmal Laternen mitten auf dem Radweg stehen. So kann letzendlich nur der Rat erfolgen, sich ein seit Anfang des Jahres geltendes Gesetz der Straßenverkehrsordnung zunutze zu machen, wonach keine Radwege mehr benutzt werden müssen, die unzumutbare Mängel aufweisen, und davon gibt es in Solingen reichlich!

Ernie