Zur Diskussion um die Nutzung von Windrädern in Solingen
Wenn man im vergangenen Monat eine Debatte in den politischen Gremien verfolgte, so konnte man dort ein weiteres Husarenstück Solinger Kommunalpolitik bewundern. Da wurde über mögliche Standorte von Windkraftanlagen in Solingen getagt und es fielen Ausdrücke wie ”der ungehemmten Verbreitung von Windrädern muß ein Riegel vorgeschoben werden”. Anscheinend wird Solingen von einer Invasion mit unzähligen, riesigen und landschaftszerschandelnden (womöglich auch noch ausländischen) Windmühlen bedroht.
Doch wieviele Windräder gibt es eigentlich schon in unserer Heimatstadt? Null. Und wieviel waren bis jetzt geplant? Eins, vielleicht noch eins im stillen. Da kann ich als Bürger nur verzweifelt mit dem Kopf schütteln. Die PolitikerInnen sind ja alle so interessiert an einer gewissen Agenda 21, doch bei deren praktischer Umsetzung werden nach wie vor steinzeitpolitische Scheuklappen getragen. Bei jeder neuen Sir Doof – Filiale wird wegen der supertollen neuen Arbeitsplätze gejubelt, aber von einer fortschrittlichen und modernen Alternative der Energieerzeugung scheint im dörflichen Solingen noch nichts angekommen zu sein.
Erstaunlich ist auch, daß die gleichen PolitikerInnen, die sich im Landschaftsbeirat/Stadtrat so schwer tun, Standorte für Windräder festzulegen, als AufsichtsratsmitgliederInnen bei den SWS ein Förderprogramm ”Pro Umwelt” beschließen, in der eine erhöhte Einspeisevergütung für Strom aus Windrädern garantiert wird. Vor dem Hintergrund der peinlichen Windraddiskussion kann man hier nur von einem Alibiprogramm dieser PolitikerInnen sprechen.
Und wie sieht es in unseren Nachbarstädten aus? Vor einigen Monaten berichteten wir über die ”Bürgerwindrad Haan GbR”. Nachdem ein potentielles Grundstück an der A46 gefunden wurde und auch der Eigentümer zustimmte, wurde die Bauvoranfrage gestellt, die leider bisher noch nicht positiv beschieden wurde. Obwohl Landschaftsbeirat und Verwaltung dem Vorhaben positiv gegenüberstehen, versucht das hier zuständige Straßenbauamt Köln das Windrad zu verhindern. Zunächst sollen 300 m Abstand zur Autobahn eingehalten werden, dann war zu vernehmen, daß im Winter ein ”möglicher Eiswurf” vorbeifahrende Autos treffen könnte. Nachdem diese Probleme ausgeräumt waren, kommt nun als vorläufiger Höhepunkt das Argument, die AutofahrerInnen würden vom Windrad in ihrer Konzentration abgelenkt. Diese Gefahr wird anscheinend bei den vielen großen roten M´s nicht so gesehen. Dennoch wird in Haan gehofft, daß der Standort im nächsten Jahr realisiert werden kann.
Bis dies in Solingen der Fall sein wird, gehen wahrscheinlich noch einige Jahre ins Land. Es ist halt leichter den dritten, vierten oder fünften Standort einer O´Doof-Filiale einzurichten, als sich zu der Genehmigung eines schnuckeligen Windrades durchzuringen.
Dick und Doof