Spendenrat weist Geschäftsbericht des Geschäftsführers Krebs zurück
Obwohl die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) als Mitglied im Deutschen Spendenrat eine Selbstverpflichtung unterschrieben hat, wonach ein Jahresabschluß-, Einnahmen/Ausgaben- bericht auf Aufforderung an jedermann zu verschicken ist, weigert sie sich seit zehn Monaten, dies zu tun. Ein bemerkenswerter Briefverkehr zwischen Frank Knoche (tacheles), der SDW und dem Spendenrat wirft ein peinliches Licht auf den Bundesgeschäftsführer der SDW, den Solinger Bürgermeister Bernd Krebs (CDU).
Bereits Anfang Februar 1998 erbat sich der tacheles – Redakteur unter Hinweis auf die Selbstverpflichtung von der SDW besagten Geschäftsbericht. Nach zwei Monaten erneuerte er seine Bitte und informierte gleichzeitig den Spendenrat darüber. Nach weiteren drei Monaten vergeblichen Wartens erhielt der Spendenrat eine förmliche Beschwerde über das Verhalten, besser Nicht – Verhalten der SDW.
Daraufhin informierte der Spendenrat, daß Herr Krebs ihm gegenüber schon am 6. April schriftlich zugesagt habe, “Herrn Knoche die Ihnen in der Anlage beigefügte Einnahmen – und Ausgabenrechnung für das Kalenderjahr 1997 zu übersenden”. Am 24. Juli 1998 jedoch schreibt der SDW-Geschäftsführer, ohne seine Zusage einzuhalten, dem Spendenrat folgenden mysteriösen Brief: “Sehr geehrter Herr Beder, mit unserem Schreiben vom 06. April 1998 haben wir Ihnen mitgeteilt, daß wir die in der Anlage beigefügte Einnahmen- und Ausgabenrechnung für das Kalenderjahr 1997 Herrn Knoche übersenden wollen. Da wir zwischenzeitlich nichts von Ihnen hörten, gehen wir davon aus, daß dieses Rechenwerk auch aus Ihrer Sicht den Erfordernissen des Deutschen Spendenrates e.V. entspricht und autorisieren Sie hiermit, dem Beschwerdeführer diese Unterlagen weiterzugeben.”
Was soll dieser Winkelzug? Eine Erklärung dafür könnte sein, daß der im politischen Ränkespiel erfahrene Machtpolitiker so selbst ein Mißverständnis konstruiert, um sich später damit herausreden zu können. Oder wollte der Multifunktionär Krebs in Kenntnis der Untauglichkeit seines “Rechenwerkes” erst einmal den Spendenrat überrumpeln, um dann einen bereits genehmigten Bericht seinen vermeintlichen Kritikern zu präsentieren? Jedenfalls hat sich der Spendenrat auf ein solch dubioses Verfahren nicht eingelassen und erst einmal Frank Knoche die Einnahmen -, Ausgabenrechnung der SDW “mit Bitte um Kenntnisnahme und ggf. Stellungnahme” übergeben.
Das Zahlenwerk der SDW (siehe Kasten) entpuppte sich dann auch erwartungsgemäß als völlig nichtssagend und bezüglich der Selbstverpflichtung der SDW gegenüber dem Spendenrat als ein Dokument unverschämter Dreistigkeit. Jeder Leser, jede Leserin kann sich selbst davon überzeugen, ob es die “Minimalanforderungen” der Selbstverpflichtung erfüllt. In Paragraph 14 derselben wird nämlich gefordert, daß ein für die Öffentlichkeit bestimmter Bericht erstellt werden muß, der zumindest folgende Bestandteile enthält:
“ – Jahresabschluß bzw. Einnahmen-/ Ausgabenrechnung …Erläuterung der wesentlichen Aufwands- und Ertragsarten, u.a. der Personalkosten und der Aufwandsentschädigungen … Hinweis darauf, daß Spenden an andere Organisationen weitergeleitet werden und deren Höhe …”
Logisch, daß der Spendenrat daraufhin am 4. September eine erneute Beschwerde erhielt und aufgefordert wurde, als ein Verein, der damit wirbt, “für Klarheit und Transparenz gegenüber Spendern und der interessierten Öffentlichkeit” zu sorgen und “Mißstände im deutschen Spendenwesen aufdeckt”, den SDW-Geschäftsbericht zurückzuweisen. Ende September informierte der Geschäftsführer des Spendenrates, Herr Beder, daß der Schiedsausschuß diese Beschwerde von Frank Knoche behandelt habe “und die SDW aufgefordert hat, weitere Informationen zu liefern”. Diese im freundlichen Ton gehaltene Aufforderung beinhaltet in der Substanz eine schallende Ohrfeige bezüglich des Verhaltens der SDW und ihres Bundesgeschäftsführers. Die Schutzgemeinschaft kann sich seitdem zu den absoluten Ausnahmefällen zählen, welche vom Spendenrat entsprechend zurecht gewiesen wurden. Wäre dies einem politischen Kontrahenten des Herrn Krebs in ähnlicher Funktion passiert, würde der CDU-Politiker zu den ersten gehören, die lautstark einen Rücktritt vom Amt einfordern würden.
In der Zwischenzeit sind weitere zwei Monate vergangen, in denen sich der Bundesvorstand der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald nicht in der Lage sieht, eine selbst eingegangene Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit einzuhalten. Bald jährt sich der Tag, an dem er dazu aufgefordert wurde.
Frank Knoche
Der Drahtseilakt des Bernd Krebs – dem Diener zweier Herren
Der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Dachverband der Natur- und Umweltschutzverbände, hatte sich schon vor der Bundestagswahl für eine Ökosteuerreform (ÖSR) ausgesprochen. Bernd Krebs, der Solinger Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, lehnt eine solche Reform, welche Energie (Strom, Gas, Mineral- und Heizöl) höher besteuert, um damit die Lohnnebenkosten zu senken, entschieden ab. Das ist natürlich sein gutes Recht. Nur hat der CDU-Mann ein Problem: Als Bundesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) führt er einen Verband an, der als Mitgliedsorganisation des DNR dessen Positionspapier zur ÖSR unterstützt, zumindest sich nicht dagegen ausgesprochen hat. Dies fiel jetzt auch dem Generalsekretär des DNR, Helmut Röscheisen auf. Der teilte der Solinger Gruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit, daß er seinen “Kollegen auf die Sache hinweisen und darum bitten” wird, “zumindest bei Äußerungen im Rahmen der SDW die ÖSR aktiv zu unterstützen.” Daß Bernd Krebs kein Problem damit hat, gleich mehreren Herren zu dienen und dabei mit gespaltener Zunge zu sprechen, ist nichts Neues.