Zu welchen Betrügereien eine Partei fähig ist, wenn es ans Eingemachte geht, hat die Solinger CDU-Jugendorganisation Junge Union (JU) im Bundestagswahlkampf unter Beweis gestellt. Verkleidet als PDS‘ler, beschildert mit gefälschten PDS-Plakaten, versuchte sie die SPD als BündnispartnerIn der SED-Nachfolgepartei zu diskreditieren. Um ihre gefälschte Identität glaubhafter zu gestalten forderten sie sogar den Wiederaufbau “der Mauer”. Vor der Scharping-Wahl-Veranstaltung der SPD, in der Ohligser Festhalle, warben die verkappten Demokratischen Sozialisten der JU mittels eines Lautsprecherwagens, über den FDJ-Lieder wie “Die Partei, die Partei hat immer Recht …” abgespielt wurden, für die Einheitsfront von Kommunisten und Sozialdemokraten. An Tankstellen stellten sie AutofahrerInnen, die z.B. für zwanzig Mark Benzin zapften, eine “Quittung” über 66,30 DM aus, die ab Oktober 1998 für die gleiche Benzinfüllung zu bezahlen wäre, wenn Rot/Grün die Wahl gewinnen würde. In goebbelsscher Manier enthüllten die jungen Wilden der CDU Pläne der Grünen, wonach diese “Schumi” um den verdienten Sieg bringen wollten, indem nach deren Machtübernahme Formel 1-Rennen verboten würden. Mallorca-Urlauber müßten sich auf eine Limitierung von persönlichen Urlaubsflügen auf alle fünf Jahre einstellen. Wahlkampf pur, nach dem Geschmack von Herrn Wilz! Nur gut, daß eine Partei, die fähig ist zu solchen Gaunerstückchen zu greifen, dieses Land nicht mehr regiert. Der von der örtlichen CDU-Führung gedeckte Schweine-Wahlkampf der JU entpuppte sich dann auch dank der WählerInnen als ein Eigentor. Die CDU und ihr sauberer Direktkandidat, Staatssekretär Wilz, verloren verhältnismäßig mehr Stimmen als anderswo. Daß Wilz nach seiner katastrophalen Wahlniederlage in der Wahlnacht nicht einmal den Anstand besaß, sich der Öffentlichkeit und den Medien im Solinger Rathaus zu präsentieren, um seinem Kontrahenten Hans Werner Bertl (SPD) zum Wahlsieg zu gratulieren, zeigt wie schlecht solche Figuren, die angeblich die Demokratie für sich gepachtet haben, verlieren können. Wie er seinen aufgehetzten Jüngern der JU, zur gleichen Fehlzeit im lokalen Hauptquartier der CDU, erklärt hat, daß es sich lohnt für die Sache der Christdemokraten weiter zu kämpfen, wäre schon interessant. Ein unvergleichlich ehrlicher Kämpfer für die Sache der CDU, kein geringerer als der frühere Bundeskanzler Kohl, war sich nämlich nicht zu schade, nach dieser Niederlage auf die harten Bänken der Opposition – auch in der zweiten Reihe – Platz zu nehmen. Wilz jedoch erklärte seinen Rücktritt von der Politik. Als Berater für die (Rüstungs?)- Industrie hat ihm seine Partei doch so weit gedient, daß er ohne Parteipolitik sein “Schäfchen” weiter “ins Trockene” bringen kann. Kommunalpolitik empfindet so einer als unwürdig. Das war doch nur ein Sprungbrett in die große Absahner-Politik!