Solinger Taxiunternehmen sehen „keinen Bedarf“
Heutzutage ist ja andauernd von dem “subjektiven Bedrohungsgefühl” der Bevölkerung die Rede. Die Deutschen fühlen sich von ausländischen Drogendealern, handtaschenraubenden Junkies und der vietnamesischen Zigarettenmafia bedroht. Was in den reißerischen Zeitungsartikeln meist verschwiegen wird (vielleicht weil es selbstverständlich ist) ist, daß Gewalt und Übergriffe fast immer von Männern ausgehen und daß die Bedrohung nicht generell die weiße deutsche Bevölkerung betrifft, sondern meistens Frauen, und zwar jeglicher sozialer und ethnischer Herkunft. Die Angst vor männlicher Aggression ist der Grund dafür, daß Mädchen und Frauen nachts nicht ohne Angstgefühle allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Taxis oder gar zu Fuß unterwegs sein können.
Die Bedrohung in Bus und Bahn oder auf der Straße läßt sich natürlich nicht ausschalten, dort muß Frau sich selbst helfen können. Im Taxi jedoch ist es möglich, für Frauen einen sicheren Raum zu schaffen, z.B durch Einrichtung eines Frauennachttaxis. Diese Idee wurde bereits in mehreren größeren Städten (auch gegen männlichen Widerstand) erprobt.
Eine Anfrage bei den Solinger Taxiunternehmen ergab jedoch, daß momentan in Solingen anscheinend kein Bedarf für ein Frauentaxi bestehe. Überhaupt sei es so, daß bis jetzt noch keine Frau im Taxi belästigt worden sei (?!). Ein weiteres Problem sei, daß viele Taxifahrerinnen nicht gerne nachts arbeiten würden.
Sicher, im verhältnismäßig ruhigen Solingen mag der Bedarf vielleicht wirklich nicht so groß sein wie in größeren Städten. Trotzdem: auch hier werden Frauen belästigt und auch hier fahren viele Frauen nachts nur ungern allein mit Bus, Bahn oder Taxi.
Außerdem ist es ja ein klares Anzeichen für die Unsicherheit, in der Frauen sich befinden, wenn Taxifahrerinnen sich vielfach weigern, nachts Taxi zu fahren. Dieses Problem wäre jedoch gelöst, wenn sie eben nur Frauen befördern müßten.
Es soll hier nicht darum gehen, Taxifahrer als potentielle Triebtäter oder Belästiger zu verunglimpfen – nicht alle Männer sind Verbrecher. Was aber trotzdem bleibt, ist das mulmige Gefühl, nachts als Frau zu einem Kerl ins Auto zu steigen – auch wenn es “nur” ein Taxifahrer ist.
Deshalb, wenn Ihr einen Bedarf für ein Frauentaxi in Solingen seht, nervt die Taxiunternehmen mit eurem Anliegen, damit sie sich nicht mehr auf die “mangelnde Nachfrage” berufen können!
Paula