Laßt Euch nicht einlochen!

Alte Golfplatzpläne werden wieder ausgegraben

Die vor 10 Jahren schon einmal aktuellen Pläne für einen Solinger Golfplatz sind im letzten Monat wieder aufgetaucht. Vorgesehen ist ein 18-Loch-Parcours in Solingen-Aufderhöhe im Bereich Eickenberg/Wipperaue. Außerdem soll eine Übungsfläche für Schulklassen oder andere interessierte Gruppen eingerichtet werden. Das Gebiet liegt südöstlich der Aufderhöher Straße und erstreckt sich von dort über eine Fläche von 70 ha bis zur Wipperaue. Der als möglicher Betreiber auftretende Peter Wirtz verspricht, die Ausübung des Golfsports für jedermann und frau zu realisieren.

Braucht Solingen einen Golfplatz?

Golfplätze schießen wie Pilze aus dem Boden, allein in NRW stieg die Zahl der Clubs von 22 in 1971 auf derzeit über 120. Auch wenn die Mitgliedsgebühren und Aufnahmebeiträge  während der letzten Jahren gefallen sind, werden auch in sogenannten “Discount” Golfplätzen immer noch stattliche Summen von ca. 2400,- für die Neuaufnahme und 1200,- Jahresentgelt verlangt. Bei diesen Zahlen fällt es schwer daran zu glauben, daß Otto Normalverbraucher sich einmal den Luxus leisten kann, den Schläger zu schwingen.

Auch die bisherige Vorgehensweise läßt nicht allzuviel Vertrauen in die geplante Maßnahme aufkommen. Nachdem im Dezember letzten Jahres die ersten Gerüchte über die neuen Golfpläne in Umlauf kamen, platzte nun ein SPD-Genosse mit der bestätigenden Neuigkeit heraus. Daß er entgegen den Absprachen an die Öffentlichkeit ging, bevor vollendete Tatsachen geschaffen wurden, ist insgesamt nur positiv zu sehen. Ist doch dadurch die Chance gegeben sich schon im Vorfeld mit den Plänen auseinanderzusetzen und frühzeitig Einfluß darauf zu nehmen. Genau dieses verhindern wollte wohl der Initiator der Pläne, wohl auch aufgrund der schlechten Erfahrungen, die dieser schon einmal vor 10 Jahren am selben Standort gesammelt hat. Damals wurden die Pläne aufgrund von massiven Widerständen von einer Bürgerinitiative und den Grundstückseignern abgewendet.

Die Vorteile für die Allgemeinheit sind wohl eher dünn gesät, um nicht zu sagen gar nicht vorhanden. Es erscheint auch für die Zukunft nahezu ausgeschlossen zu sein, daß sich Golf einmal als Volkssport wie z.B. Fußball etablieren kann. Vielmehr wird  es von einer gut betuchten Minderheit der Bevölkerung ausgeübt. Die bisher für jeden frei zugängliche und derzeit überwiegend landwirtschaftlich genutzte Fläche, die von einigen Waldstücken und ökologisch wertvollen Biotopen gesäumt wird, wäre somit nur noch ein paar Auserwählten vorbehalten.

Auch eine Belebung des Wirtschaftsstandortes Solingen durch einen Golfplatz ist eher unwahrscheinlich. Es sei denn unser OB Uibel möchte nach gewonnener Wahl im September seinem Bundesgenossen Gerhard ein stilles Ründchen zur Imageverbesserung unseres Städtchens anbieten.

Golfplätze als Parklandschaft

Die auf den ersten Blick schön anzuschauenden Golfanlagen halten bei näherer Betrachtung einer ökologischen Beurteilung nicht stand. Die Grüns bedürfen einer intensiven Pflege (teilweise tägliche Mahd) und es müssen umfangreiche Reliefveränderungen vorgenommen werden, um Höhenunterschiede auch gerade in unserer bergischen Landschaft auszugleichen. Gerade letztere Tatsache stellt einen gravierenden Einschnitt in das Ökosystem der bestehenden Fläche dar, denn je nach Planung werden bis zu 90% der Fläche umgebrochen. Das immer wieder gerne angebrachte Argument, Golfplätze würden die Flächen ökologisch aufwerten, kann getrost ins Reich der Fabeln überwiesen werden. Vielmehr ist eine vollkommene Umgestaltung der Fläche die Regel, von einer gewachsenen Kultur- und Naturlandschaft hin zu einem ökologisch toten Park, verbunden mit einer Reduzierung von Tier und Pflanzenarten bis auf eine geringe Zahl von Allerweltsarten mit starker Anpassungsfähigkeit. Hinzu kommen noch die zahlreichen Störungen im gesamten Gebiet, angefangen durch die Bautätigkeiten, die Errichtung eines Clubhauses, die Schaffung von ausreichend Parkplätzen (die Golfer werden wohl nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen).

Zwar gibt es inzwischen in Deutschland zwei oder drei nach ökologischen Kriterien angelegte Golfplätze, doch gilt es generell zu beachten, ob denn durch die Anlage die vorhandenen Flächen aufgewertet werden. Sicherlich wäre es zu begrüßen, wenn eine der Asphaltwüsten, die in Solingen ja allzu häufig anzutreffen sind, in einen Golfplatz umgewandelt würde, aber eine vorhandene Grünfläche?

Ernie