Sahnehäubchen – Wettessen der Wirtschaftsförderer

Piepersberg und Fürkeltrath – Silag AG und Wilkinson

Es ist noch nicht lange her als der Wirtschschaftsförderer Nummer 1 dieser Stadt, Herr Heimann, die neuen Gewerbegebiete Piepersberg, aber vor allem Fürkeltrath 1 und 2, als Sahnehäubchen für Solingens Gewerbe- und Industrieansiedlung bezeichnete. Neue zukunftsträchtige und arbeitsplatzintensive Betriebe, etwa die Bio- und Gentechnik habe er, angesichts der Nähe des Chemiegiganten Bayer in Wuppertal und Leverkusen, im Auge. Zum ersten mal könne mann offensiv gestalten, statt defensiv reagieren zu müssen. Und mit das Beste, was Solingen da zu bieten hat ist wirklich auch unteranderem der Weg nach draußen, die Autobahnanschlüsse.

Jetzt könnte es, jüngsten Gerüchten zur Folge jedoch ganz anders kommen, als mann dachte. Nicht gerade schlechter, aber immerhin noch besch… (bescheiden!?) genug. Ein Unternehmer in der Klingenstadt braucht nämlich nur mal andeutungsweise über Verlagerung und Abwanderung zu räsonieren, und schon schmeißt ihm die Stadt Geschenke hinterher, die sich eigentlich niemand mehr leisten könnte, der schon sein letztes Hemd verscheuert hat. Wie so etwas ausgehen kann, haben wir ja gerade am Beispiel Kieserling gesehen, wo die Stadt fünf Millionen Mark (Solinger Tageblatt vom 2.5.98) in den Sand gesetzt hat.

Jedenfalls glauben unsere Wirtschaftsförderer, daß sie einen weltweit operierenden Konzern wie Wilkinson, der zur Zeit Probleme hat weil der Absatzmarkt für seine Produkte ziemlich gesättigt ist, in Solingen halten zu können, indem sie ihm das Gewerbegebiet Fürkeltrath 1 zu einem erheblichen Teil überlassen. Sprichwörtlich “für einen Appel und ein Ei” soll er dort eine platz-, aber wenig arbeitsintensive Lagerhalle bauen dürfen.

Natürlich sollte eine Kommune alles Mögliche versuchen, um Arbeitsplätze zu erhalten, allerdings müßte sich die Stadt auch über ihre begrenzten Möglichkeiten bezüglich eines globalen Weltmarktes im Klaren sein. Und langfristig denkende Manager in der Schneid- und Stahlwaren-Branche werden es sich andererseits gründlich überlegen, was ihnen der weltweit bekannte Traditionsstandort mit dem Namen Klingenstadt wert ist.

Da dies jedoch wiedereinmal nicht der Fall zu sein scheint, könnte aus dem Gewerbeleckerbissen Fürkeltrath ein schwerverdaulicher Hefeteig werden, der selbst dann noch gärt, wenn diejenigen die das bestellt, schon längst gelernt haben mit Stäbchen zu essen.

Was Piepersberg betrifft, ist Lapawas Silag AG bekanntlich interessiert. Der “König von Gräfrath” ist zwar den alteingesessenen Firmen ein Dorn im Auge, allerdings kann er eine beachtliche Entwicklung vorweisen. Nur sollte sich jemand, der bei nahezu jeder Gelegenheit mit Abwanderung droht, nicht darüber wundern, daß seine Standortgarantien weniger ernst genommen werden.

Obwohl sich in der Gewerbegebiets- und Wirtschaftsförderungspolitik in den letzten Jahren einiges getan hat, scheinen sich jetzt die Fehler der 60er Jahre zu wiederholen: Die Sahnehäubchen werden wie beim Schokokuß-Wettessen auf einem Kindergeburtstag aufgefuttert.

P.S.: Siehe auch geplante Lebensmittelgroßläden am Weyer und auf der Schützenstraße!

Tante Emma