Sind die Solinger Autonomen tot?

Exklusiv-Interview mit einem untergetauchten militanten Solinger

Wo hältst Du Dich derzeit auf?

Aufgrund unserer Situation ist es uns zur Zeit leider nicht möglich uns im Stadtgebiet aufzuhalten. Wir haben uns in die Berge des Bergischen Landes zurückgezogen.

Und wie lebt Ihr dort, bzw. bestreitet Ihr Euren Lebensunterhalt?

Wir leben von der biologisch-dynamischen Aufzucht von Shetlandponies. Diese werden von Mittelsleuten auf dem Pferdemarkt von Hückeswagen feilgeboten. Ein zweites wirtschaftliches Standbein ist das Anbringen (piercen) von Intimschmuck bei den proletarischen Landarbeitermassen.

Wieviele Leute seit Ihr?

Zu Beginn waren wir 14 Frauen und Männer. Von diesen haben sich zwei aufgrund der Erkrankung (Heuschnupfen) ergeben. Eine weitere Person ist beim Anlegen eines Erddepots verschüttet worden. Doch durch unsere umfangreiche Propaganda und Schulungsabende schnellte die Anzahl unserer Leute sprunghaft auf 15 KriegerInnen in die Höhe.

Was plant Ihr für die Zukunft?

Nachdem unsere Kader die wichtigsten Schaltstellen der Bergischen Industrie und des Handels besetzt haben und Dank unserer Propaganda, welche die Massen revolutionierte, holen wir in naher Zukunft zum großen Schlag aus. Wie Sie wissen, gab es in der letzten Zeit regional begrenzte Aufstände im Bergischen Land. Die befreiten Dorfgemeinden Dahlhausen, Radevormwald, Hückeswagen und Wipperfürth haben sich zu einer streng geheimen Föderation zusammengeschlossen. Die Bevölkerung der verschiedenen Dörfer entsendete bereits mehrere Hundert Kämpferinnen und Kämpfer für die neugebildete Brigade „Solig lott jonn“. Das revolutionäre Feldarbeiterproletariat hat im Osten die rheinische Metropole Otzenraht eingenommen und kämpft sich in einem geheimen Blitzkrieg auf Rommerskirschen zu. Sobald Stürzelberg bei Dormhagen befreit ist und der revolutionäre Stahlgießerchor aus Essen der Föderation beigetreten ist, also der Ring um Solingen steht, beginnt das letzte Gefecht.

In Absprache mit den revolutionären ErdnusspflückerInnen aus Kentucky, den revolutionären StepptänzerInnen aus Sibirien, und der revolutionären Föderation von Friseuren in Asien und den heldenhaften Tupamaros in der besetzten japanischen Botschaft in Lima, werden zeitgleich weltweit Ultraschallsignale gesendet, die die Völker hören werden.

Aufruhr – Widerstand – Es gibt kein ruhiges Bergisch Land.

Chronik eines heißen Sommers

25.Mai 96: 16 stündige Besetzung eines Baukrans des Bauunternehmers Günther Kissel mit der Forderung an die Stadt Solingen, keine weiteren Bauaufträge an Günther Kissel zu vergeben.

26.Mai: Party in einer seit 10 Jahren leerstehenden Villa auf der Eichenstraße. Nach der Androhung einer Räumung mit SEK-HIlfe wurde das Haus verlassen.

Besetzung der seit 5 Jahren leerstehenden Villa auf der Beethovenstr. Das Haus wurde polizeilich abgeriegelt und in derselben Nacht verlassen.

6.Juni: Besetzung der leerstehenden Klopp-Werke auf der Mühlenstraße. Das Haus wurde am nächsten Morgen von mehreren Sondereinsatzkommandos geräumt.

Alle Häuser wurden mit dem Ziel der Errichtung eines Autonomen Zentrums besetzt. Alle Häuser stehen bis heute noch leer.