Gefangen auf Lesbos

Zwei Jahre nach der Massenflucht übers Mittelmeer kommen abermals Tausende auf den griechischen Ägäis-Inseln an und sitzen weiterhin unter unerträglichen Bedingungen dort fest.

Anfang Februar reiste eine Amnesty-Delegation auf die griechischen Inseln Chios und Lesbos, um die katastrophale Situation Tausender geflüchteter Menschen zu dokumentieren. Sie warten alle darauf zu erfahren, ob sie weiterreisen dürfen, um endlich Sicherheit zu finden. Man darf nicht vergessen: Auch hier auf den griechischen Inseln herrscht Winter. Es war monatelang unglaublich kalt und nass. Eine unerträgliche Situation für die Betroffenen! Zurzeit sind 15.000 Personen auf den griechischen Inseln gestrandet. Die meisten von ihnen sind aus ihrer vom Krieg zerrütteten Heimat geflohen. Laut einem Deal zwischen der EU und der Türkei von März 2016 wurden Tausende gezwungen, über Monate auf den Inseln zu bleiben, während die griechischen Behörden darauf hoffen, möglichst bald, viele dieser Menschen wieder in die Türkei zurück zu schicken. Der Deal basiert auf der Annahme, dass die Türkei ein sicherer Drittstaat für syrische Flüchtlinge sei. Dies ist nicht der Fall. Der EU-Türkei-Deal wurde von vielen als Erfolg gefeiert, da seither weniger Schutzsuchende in Griechenland angekommen sind. Doch in Wirklichkeit ist es nur eine weitere Strategie der EU, die eigene Verantwortung für den Flüchtlingsschutz auf andere Länder abzuwälzen. Es zwingt zudem tausende, besonders Schutzbedürftige in entsetzlichen Bedingungen zu verharren.

Eine Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan im Vial-Camp auf der Insel Chios im Januar 2018 © Amnesty International/ Giorgos Moutafis

Nichts gelernt

Sollte die Türkei das im März 2016 mit der EU ausgehandelte Abkommen platzen lassen, wäre das für sein Land eine Katastrophe. Denn laut Abkommen sollen die in der Ägäis angekommenen Flüchtlinge nach erfolgreichem Asylverfahren in anderen EU-Staaten angesiedelt werden  den Abgelehnten droht die Abschiebung in die Türkei. Die Realität sieht freilich anders aus: Nicht einmal ein Drittel der 106.000 Flüchtlinge, denen eine Umsiedlung versprochen wurde, seien bislang in anderen europäischen Ländern untergekommen, bemängelte Amnesty International im Herbst. Wegen der katastrophalen medizinischen Lage auf den Ägäis-Inseln schlagen inzwischen auch renommierte Hilfsorganisationen Alarm: so im Oktober Ärzte ohne Grenzen, die der Regierung in Athen und der Europäischen Union vorwarfen, für einen psychosozialen Notstand unter den Asylsuchenden verantwortlich zu sein. Gewalt, Vernachlässigung und die schlechten Lebensbedingungen in den Auffanglagern auf den griechischen Inseln seien für den dramatisch schlechten Seelenzustand vieler Patienten maßgeblich verantwortlich. Nur eine rasche Verlegung auf das Festland könne ei-nen besseren Zugang zur dringend benötigten Gesundheitsversorgung ermöglichen.
Wenn man nur als Besucher in die Camps kommt, ist es schwer sich vorzustellen, dass Menschen auch nur eine einzige Nacht unter diesen Bedingungen leben müssen. Menschen werden hier gefangen gehalten. Sie warten auf ihr Schicksal  möglicherweise das fürchterliche Schicksal, in ihre Heimatländer zurückkehren zu müssen und somit zu den Gefahren, vor denen sie geflohen sind. Das ist ungerecht  sie brauchen Hoffnung auf ein besseres Leben und haben sie verdient.

Flüchtlingszelt im Vial-Camp auf der griechischen Insel Chios im Januar 2018
© Amnesty International/ Giorgos Moutafis

Twittere an den griechischen Premierminister

Du willst mehr machen? Fordere den griechischen Premierminister Alexis Tsipras auf Twitter auf jetzt einzuschreiten, um die Menschen von den Inseln zu holen.
Hier findest du einen Tweet, wie er sein kann:

@PrimeministerGR  please dont forget about the refugees stranded on the Greek is-lands. They are human beings who deserve better conditions and a brighter future away from there.
#RefugeesWelcome #Open TheIslands

https://www.amnesty.org.uk/blogs/campaigns/greek-islands-refugees

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