Der 21. März, der Tag des Massakers von Shar-peville in Südafrika vor 36 Jahren, ist traditionsgemäß der Tag, an dem die Vereinten Nationen weltweit zur Beseitigung der Rassendiskriminierung aufrufen. Seit 1995 ruft der Europarat seine Mitgliedsstaaten dazu auf, den 21. März als Medienaktionstag zu gestalten.-Der Medienaktionstag soll sich zukünftig als feste Einrichtung etablieren, mit dem Ziel, durch Medienbeiträge zu Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsradikalismus und multikulturelle Gesellschaft die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die „Aktion Courage e.V.“ und „SOS Rassismus“, beide in Bonn, versuchten diesen Medienaktionstag in Deutschland zu organisieren. Journalisten und Journalistinnen sollten in ihren Redaktionen diskutieren, wie und mit welchen Themen ihr Medium aktiv werden kann. Die Resonanz der Medien war leider auch in diesem Jahr so gering, daß kaum jemand etwas von dem Medientag gegen Rassismus und Intoleranz mitbekam.
Bürgerfunkerinnen gemeinsam gegen Rassismus und Intoleranz
Die in Solingen und Remscheid aktiven Radiowerkstätten stellten sich dem allgemeinen Schweigen entgegen. Sie produzierten gemeinsam eine Bürgerfunksendung, die am 21. März über den Lokalsender Radio RSG ausgestrahlt wurde. Beteiligt an dieser Aktion waren die Kraftstation in Remscheid, die Gewerkschaftler für Lokalfunk, die Reggaethek der Volkshochschule Solingen, Radio Skala, die Studiowelle 2 sowie das Katholische Bildungswerk in Solingen. Jede dieser Gruppen produzierte einen Beitrag mit einer Dauer von sieben Minuten, die zu einer gemeinsamen Sendung zusammengestellt wurden. Diese Aktion ist seit Bestehen des Bürgerfunks in Remscheid und Solingen erstmalig. Noch nie zuvor hatten verschiedene Radiowerk-stätten eine Sendung gemeinschaftlich produziert.
Da diese Sendung auch von einer hervorragenden Qualität war, war die Resonanz recht groß. Die „Bergische Morgenpost“ wies in ihrer Ausgabe vom 21. März auf die Sendung hin. Radio RSG strahlte mehrere kurze Spots aus, die auf das Bürgerfunkprogram aufmerksam machten. Auch über Remscheid und Solingen hinaus fand die Aktion der Bürgerfunkerinnen Beachtung. So wurde sie anläßlich der Bürgerfunkfachtagung „(Ohn-) Macht im Äther“, die vom 13. bis 15. Mai in Hattingen stattfand den über sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgestellt. Die Kritik war durchgehend positiv. Viele Radiowerkstätten und Bürgerfunkerinnen aus anderen Verbreitungsgebieten äußerten die Absicht im nächsten Jahr eine ähnliche Aktion durchzuführen.
Wieder einmal hat der Bürgerfunk gezeigt, daß er schnell und unkonventionell auch gegen den großen und mächtigen Medienstrom anschwim-men kann – daß er basisdemokratischer Bestandteil der Medienlandschaft ist.
Helgo Ollmann