Mit großer Euphorie wurde 1994 das Kulturzentrum COBRA in Solingen-Merscheid eingeweiht. Bestandteil davon war auch ein Kino, welches eine Ausstattung erhielt, die sich an der Kommunaler Kinos, wie etwa der BLACK BOX in Düsseldorf, orientierte.
Natürlich war es weder sinnvoll, noch vorgesehen, den kommerziellen Solinger Kinos ein weiteres hinzuzugesellen. Stattdessen sollte auch hier, wie in vielen anderen Städten vergleichbarer Größenordnung, eine Mšöglichkeit zur Präsentation von Filmkunst- Repertoire- und Kinderfilmen geschaffen werden.
Mehr als drei Jahre lang wurde das KINO IM COBRA dann auch in diesem Sinne betrieben. In dieser Zeit standen weit über 200 verschiedene Filme auf dem Programm, wovon die meisten ohne eine derartige Einrichtung dem Solinger Publikum vorenthalten geblieben wären. Zwar war der Publikumszuspruch oft erstaunlich gering, jedoch sind dafür verschiedene Gründe maßgebend. Der Betreiber des Hauses betrachtete das darin integrierte Kino wohl nur als eine Art Appendix. Demzufolge wurde am falschen Ende gespart, nämlich an der Werbung. Gewisse Vorurteile in Teilen der Bevölkerung, die z. B. das Kino unberechtigterweise mit diversen lauten Veranstaltungen in Verbindung brachten, führten ebenfalls zum Fernbleiben von potentiellen ZuschauerInnen. Daher hatten Filme, die in anderen Städten gut liefen, in Solingen erheblich geringere ZuschauerInnenzahlen. Daß sich das auf die Kasseneinnahmen auswirkt und letzten Endes das ganze Projekt gefährdet, liegt auf der Hand.
Wohl wegen anhaltendem Desinteresse des Betreibervereins wurde das Kino am 1.1.98 geschlossen. Seitdem wurde dieses nur noch sporadisch für kinofremde Zwecke genutzt; die spezialisierte, kostspielige Projektionstechnik, auf die manches weniger gut ausgestattete Kommunale Kino neidisch wäre, rostet seither vor sich hin.
Im März dieses Jahres formierte sich daher aus an Kinokultur Interessierten der neue, gemeinnützige Verein SOLINGER KINEMATHEK. Hauptziel desselben ist natürlich der Betrieb eines Kommunalen Kinos in Solingen. Weitere Ziele sind u. a. die Unterstützung nichtkommerzieller Filmproduktionen sowie die Bewahrung des filmhistorischen Erbes, d. h. Archivierung, Restaurierung und Präsentation desselben. Gerüte dafür sowie ein Grundstock für ein Filmarchiv sind bereits vorhanden.
Allerdings sind Verhandlungen mit dem derzeitigen „Betreiber“ des KINOS IM COBRA gescheitert. Jetzt gilt es, die weitere Entwicklung abzuwarten. Für die Solinger Kinemathek wäre auch ein anderer Spielort denkbar. Die mit erheblichen Landesmitteln finanzierte Kinoeinrichtung aus dem COBRA sollte jedenfalls bald wieder ihrem von Anfang an zugedachten Zweck zugeführt werden, egal ob im COBRA oder anderswo.
Kinofreunde, aufgepaßt! Am 31.10.98 findet der 4. bundesweite Aktionstag der Kommunalen Kinos „Filme, die es nicht gibt“ statt, an dem sich auch die SOLINGER KINEMATHEK beteiligen wird. Keine Sorge, die Leinwand wird auch diesmal nicht weiß bleiben. Als Spielort ist das KELLERKINO vorgesehen, das zu diesem Zeitpunkt aller Voraussicht nach wieder eröffnet sein wird! Die Veranstaltung findet um 20 Uhr statt.
Martin Stöcker