Wie ich einmal den Kriegskrediten zustimmte

Schade Hans-Werner! Du warst immer dabei, wenn es etwas zu demonstrieren gab: Ob es gegen die Nachrüstung ging gegen den Golfkrieg oder gegen deutsche Kriegseinsätze, auf einen SPDler war Verlaß. Sicher, es ist uns immer schon schwer gefallen, zu verstehen, wie Du das alles unter einen Hut kriegst, die Friedensbewegung mit den Rüstungsexporten unter SPD-Bundeskanzlern und der Abschaffung des Asylrechts. Aber wir haben doch gewußt: Wenn der Hans-Werner wirklich jemals in den Bundestag gewählt wird, wird er die größten Schweinereien nicht mitmachen. Deshalb haben Dich im Oktober 94 viele gewählt, die die SPD schon lange nicht mehr wählen. Die Grünen bekamen 2896 und die PDS 836 Erststimmen weniger als sie Zweitstimmen erhalten hatten. Davon wirst Du wohl die meisten bekommen haben. Wer von uns konnte denn ahnen, daß Du am 6.12.1995 nicht zu den 55 SPD-Abgeordneten gehören würdest, die sich der Frak tionsmehrheit widersetzten und die den ersten „eindeutigen Kampfeinsatz“ (Generalinspekteur Klaus Naumann) der Bundeswehr seit deren Bestehen ablehnten? So ist es denn gekommen, daß die Bundeswehr 50 Jahre nach dem Vernichtungskrieg der Deutschen Wehrmacht gegen Jugoslawien mit meiner Stimme (deiner JAStimme zum Antrag der Bundesregierung) dorthin zurückgekehrt ist. Wahrscheinlich ahnst Du auch, daß dies erst der Auftakt ist für den viel umfassenderen Auftrag, den der Bundesminister für Verteidigung schon am 26.11.1992 in den Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr zugewiesen hat: „Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung“. Jetzt wirst Du sicher sagen, daß doch auch fast die halbe Grünen-Fraktion dem Kampfauftrag zugestimmt hat. Richtig HansWerner, aber bei Dir haben wir nicht damit gerechnet.

Krabat