Ausstellung über die jüdische Synagoge am Gymnasium Schwertstraße

Einblick ins Innere

Für die SchülerInnen und LehrerInnen des Gymnasiums Schwertstraße gehört der an den Schulhof angrenzende Bunker zum Alltagsbild. Als Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg mahnt er an die Schrecken des Krieges wie auch an die Folgen nationalsozialistischen Rassenwahns: Wo heute ein großer, häßlicher Betonklotz steht, stand früher die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Solingen. Das am 8. März 1872 eingeweihte Gebäude wurde in der Nacht zum 10. November 1938 von Solinger Nazis zerstört. Der Geschichte der Synagoge und des jüdischen Lebens nachzugehen, ist das Ziel einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern am Gymnasium Schwertstraße. Die von dem dortigen Lehrer Horst Sassin geleitete Arbeitsgemeinschaft sichtete eine Vielzahl von alten Dokumenten, Bauplänen, Fotos etc. Was dabei herauskam, ist äußerst sehenswert: eine kleine, aus sechs Tafeln bestehende Ausstellung, die versucht, die Geschichte des jüdischen Gotteshauses darzustellen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zweifellos die bisher unbekannten Bauzeichnungen. Sie bieten nicht nur einen guten Eindruck von der äußeren Fassade des Gebäudes; sie geben auch eine Vorstellung von seinem Innern, was umso bedeutsamer ist, insofern der Innenraum bislang völlig unbekannt war. Daneben erfährt der Besucher etwas über den Architekten.  Als Katholik und Dombaumeister zu Köln hatte er offensichtlich keine Schwierigkeiten, Toleranz und interkonfessionellen Ausgleich ganz praktisch zu leben. Die übrigen Tafeln stellen für das Leben der Synagoge wichtige Personen dar (Orgelspielerin, Putzfrau, Gemeindevorstand, ein einfaches Gemeindemitglied) und thematisieren schließlich ihre Zerstörung. Neben den Bauzeichnungen und der historischen Darstellung macht die Ausstellung vor allem eines deutlich: Trotz der Vernichtung vor 60 Jahren existiert das jüdische Gotteshaus auch heute in lebendiger Erinnerung weiter. Dies jedenfalls bezeugen die verschiedenen Zuschriften, welche die SchülerInnen während der einjährigen Gestaltungsphase erhielten und in die Ausstellung einfließen ließen: ein Foto aus Israel, eine Aufnahme des Synagogenschlüssels, der während der Arbeitsphase aufgetaucht war sowie ein Brief einer Zeitzeugin. Eröffnet wurde die Ausstellung bereits im Oktober letzten Jahres; für Interessierte ist sie aber immer noch vor der Aula der Schule zu sehen. Für dieses Schuljahr hat die AG mehrere Projekte geplant oder zumindest angedacht. Ab dem 10. November wird eine bereits in der “Begegnungsstätte alte Synagoge” in Wuppertal gezeigte Ausstellung über das jüdische Leben im Bergischen Land zu sehen sein. Darüberhinaus gibt es die Idee, den Bunker mit jüdischen Symbolen (Davidstern, siebenarmiger Leuchter u.a.) zu bemalen und mit Hilfe von Metallröhren an zwei Seiten des Gebäudes die Umrisse der Synagoge anzudeuten.

F. Prinz