Gegen den Strom!

Änne Wagner starb 92jährig in Solingen

Änne Wagner, die Solinger Persönlichkeit und Schriftstellerin, die ihr spannendes und vielfältiges Leben von 1904 – 1945 in den drei Bänden ‘Gegen den Strom?’ dokumentierte, starb vor einigen Wochen im Alter von 92 Jahren.

Geprägt durch die Gespräche mit dem politisch sehr interessierten Vater, kam sie schon früh in Kontakt mit der Arbeiterbewegung. 1922 begann sie eine Lehre in der Buchhandlung der ‘Bergischen Arbeiterstimme’, wo sie später in der Redaktion und dann in der Buchhaltung der ursprünglichen SPD-Zeitung, dann KPD-Zeitung arbeitete. Seit 1920 war sie in der kommunistischen Jugend aktiv und übernahm später sogar Parteiämter. Doch Änne Wagner war keine konforme Frau, und so wurde sie 1929 wegen “parteischädigenden Verhaltens” aus der KPD ausgeschlossen und damit gleichzeitig arbeitslos. Ihr “roter Traum” war am Ende.1938 wurde sie wegen ihrer früheren politischen Aktivitäten verhaftet, aber glücklicherweise bald wieder freigelassen. Nach dem Krieg, spätestens aber ab 1948 nach der Geburt ihrer Tochter, zog sie sich völlig aus dem organisierten politischen Geschehen zurück, doch ihre ‘linke’ Einstellung hat sie nie abgelegt. Trotz ihrer Kritik an der KPD, der kommunistischen Bewegung und besonders am Stalinismus wollte sie ihre Lebenserinnerungen nicht als Abrechnung mit dem Kommunismus und Sozialismus verstehen.

Bereits über 80jährig, beschloß sie, motiviert durch die Mitarbeit bei den ‘Naturfreunden’, ihre Lebenserinnerungen niederzuschreiben. 1991 erhielt sie für ihre Arbeit von 600 Seiten (herausgegeben von der Stadt Solingen) vom Landschaftsverband Rheinland den Rheintaler,  der  an  BürgerInnen  der  Region  verlie-hen wird, die sich im besonderen Maße um die Kultur im Rheinland verdient gemacht haben. Wilhelm Müser, damaliger stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, sprach bei der Verleihung von Änne Wagner als einer Autorin, der es gelang ein “Bild der politischen und sozialen Verhältnisse der Stadt Solingen entstehen zu lassen, das lebendig, anschaulich, das ganz konkret ist und vor allem eines: das die Verhältnisse aus einer Perspektive, der Sicht von unten, der Sicht der kleinen, normalen und einfachen Leute beleuchtet. Es ist eben nicht die Sicht von oben, nicht die der Herrschenden, der Mächtigen, der Politiker und der Funktionäre”.

Rübe