Sauberes Solingen

Solinger Plakatskandale – jetzt wird durchgegriffen

Mit dem Adjektiv sauber” läßt sich ein ausgeprägter Charakterzug beschreiben, der gerade innerhalb der vom Bundesgrenzschutz bewachten „Grenzen” als eine der höchsten Tugenden angesehen wird. So begrüßte auch die Solinger Morgenpost am 22.9.95 unter der Überschrift „Sauberes Solingen” die Beschlüsse des „Entsorgungsausschusses” zur Verbesserung der Sauberkeit in der Innenstadt. Abgesegnet wurde damit u.a. die seit einigen Monaten zu beobachtende Praxis des Tiefbauamtes sämtliche auffindbaren Plakate sofort wieder mit weißem (=sauberen) Papier zu überkleben.
Seitdem erleben sowohl VeranstalterInnen von Konzerten und Festen als auch diejenigen, die auf Demonstrationen oder politische Ereignisse hinweisen wollen, daß ihre Plakate schon am nächsten Tag wieder verschwunden sind. Angeblich verursacht diese Praxis des Tiefbauamtes keinerlei Personalkosten – da fragt sich doch, was die eifrigen Damen und Herren denn vorher getan haben. Die Einführung des sofortigen Überklebens paßt gut zum zweitwichtigsten Stadtgespräch, das derzeit die Gemüter der Solingerlnnen aufwühlt: „Solingen bald eine ‘Schlafstadt’?” (Wochenpost 10.10.95). Wir sollten ehrlich und auch ein bißchen stolz sagen: Ja, hier läßt sich gut schlafen, und wenn niemand mehr auf lärmende Veranstaltungen hinweisen kann, dann werden alle RuhestörerInnen bald einsehen, daß mensch gut daran tut, uns weiter schlafen zu lassen.
Ein angenehmer Nebeneffekt wäre ja auch, daß jetzt, wo wir endlich wieder den Mantel des Vergessens über die allzujüngste Vergangenheit decken dürfen, solche Zumutungen wie „Solingen – kein Vergeben, kein Vergessen” (das wagten einige Chaoten tatsächlich in unserem Solingen zu plakatieren), keine Chance mehr haben!
Übrigens: Die Redaktion ist dankbar für alle Hinweise und für Handlungen (Bürgerlnnenbeschwerden…), die mithelfen, dem Tiefbauamt diesen Schildbürgerstreich zu verderben!

Die kleine Hexe