Saddam Hussein und die neue Weltordnung

Moderne Zeiten am Golf

Als Ex-US-Präsident Bush im ersten Golfkrieg die “neue Weltordnung” verkündete, wurden deren Konturen mit der Statuierung eines Exempels gegen Saddams Irak sichtbar: Die “freie Welt” hat den Rest der Welt unter sich aufgeteilt, und egal wie brutal sich dies für Länder und Menschen aus der zweiten und dritten Liga auswirkt, ist dies in jedem Fall die beste Welt, die man sich vorzustellen hat. Der Triumph von Politikern, Medien und sogar dem gemeinen Volk in den hochherrschaftlichen Staaten der “Völkergemeinschaft” ist perfekt, so daß jede weitere Frage entfallen kann, ob sich das wirklich so gehört und was wohl die Milliarden gebeutelter Menschen dazu sagen.

Praktisch vorgesorgt ist allemal. Schaut her, sagen die USA und ihr Gefolge: Muckt irgendwer auf, gibt’s kurz eins aufs Dach. Unsere Fortschritte zeigen wollen wir euch wieder mal am Beispiel des berüchtigten Saddam. “Chirurgische Kriegsführung” mit “denkenden” Waffen, hopp hopp, das alles geht so schnell und pflegeleicht ab, da braucht man noch nicht mal das Wort Krieg in den Mund zu nehmen.

Viel besser kann die sicher interessant (alles blinkt!) anzuschauende HiTech-Gewalt aus der  Waffen-Formel-1 als Bildschirm-Zinnober verfilmt werden, und schon im Vorfeld geilt sich die “freie Welt” regelrecht auf.  Allen voran natürlich Hauptdarsteller Clinton, der vor laufenden Kameras (hat ihn bestimmt ein paar Stunden vor dem Spiegel gekostet) möglichst unverhohlene Kriegslüsternheit mimt. Fortan tönt es aus allen Lautsprechern nur noch vom bevorstehenden “Militärschlag”, den “Saddam” (das Böse nennt man bekanntlich beim Vornamen) verdient habe.

Dieser ist auch wirklich ein Schuft, betreibt Völkermord an KurdInnen und SchiitInnen, unterdrückt, exekutiert, wen er kann. Doch dies war auch bei Idi Amin (Uganda), Mobuto (Zaire), Pinochet (Chile) und vielen anderen so, die vom CIA gekürt, immer in Amerikas Gnaden standen. Das soll so doch wohl in Ordnung sein, oder warum schütteln Weltbankpräsidenten dem Massenschlächter Suharto (Indonesien) vor laufenden Kameras die Hand?

Daß es um die tatsächlichen Verbrechen Saddam Husseins auch im nächsten Golfkrieg nicht die Bohne geht, ist den meisten Leuten hierzulande bekannt und so normal wie der Gang zum Bäcker. Was soll auch schon seltsam daran sein, daß es der Kriegsgewalt ausschließlich um die Beteiligungen und Oberkontrolle der Großmächtigen über die Oelpfründe geht, bei denen der Irak (mit der Drohung eines potentiellen “Militärschlags” gegen Israel im Ärmel) mitmischen will, aber nicht darf. Da begreift man den modernen imperialistischen “Militärschlag” lieber als rundum gelungenes Hollywoodspektakel: Das stilisierte Böse ist auch wirklich böse, was es Böses tut, ist egal, außer es läßt die Guten nicht die Weltpolizei spielen. Was gut ist an der großmächtigen Politik der USA und ihrer “Freunde”, braucht dabei niemand zu fragen: Sie stehen von vornherein als Gewinner fest! Also: It‘s good to join the No. 1! Hochprozentiger Stoff, quadratisch, praktisch, gut: Prost! Über die Nebenwirkungen, schweigt man sich noch aus. Krieg ist gerade wegen seiner zerstörerischen Wirkung wieder in. Der Film wird Wirklichkeit.

Otto Mann